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Heidi Hetzer kam am Sonntag, den 12. März, nach ihrer Weltreise im Oldtimer in Berlin an, nach rund zwei Jahren und sieben Monaten am Steuer.

© Jörg Carstensen/dpa

Heidi Hetzer: In 960 Tagen um die Welt

Die Weltumfahrerin Heidi Hetzer macht Männersachen, traut sich was und gibt Schwächen zu, ist weltoffen und heimatverbunden. Von der Frau kann die Gesellschaft was lernen. Eine Glosse.

Ausnahmeerscheinung? Ausnahmeleistung? Ja, sicher, aber wenn Berlins Regierender Bürgermeister die Weltumfahrerin Heidi Hetzer mit diesen Worten am Brandenburger Tor empfängt, sticht doch das Outfit der Automobilistin ins Auge. Jeans mit Gürtel, bequemes Schuhwerk, leichte Steppjacke – so sehen Rentnerinnen beim Antritt einer Pauschalreise aus. Heidi Hetzer, eine ganz normale Pionierin: Sie vereint einfach alles, was die Gesellschaft derzeit so dramatisch zerreißt. Die 79-Jährige, die am Sonntag nach 84 000 Kilometern in 960 Tagen ihre Weltreise mit „Hudo“, dem 86-jährigen Hudson-Oldtimer, in Berlin beendet hat, ist eine Frau, die Männersachen macht, als gelernte Kfz-Mechanikerin, ehemalige Autohaus-Besitzerin und Rallye-Liebhaberin. Sie ist eine Fit-wie-Turnschuh-Alte, die gleichzeitig nicht dem Gesundheitswahn frönt und nicht verschweigt, dass sie ihre Reise wegen einer Krebserkrankung hatte unterbrechen müssen.

Weiter mit der Versöhnung der Widersprüche: Heidi Hetzer trägt diese Kaufhaus-Steppjacke, aber auch Lederkappe mit Motorradbrille, den Inbegriff der Pionierinnenmontur. Eine geerdete Träumerin, die keine Rekorde brechen, sondern Spaß haben will – man denkt an Abenteurerinnen wie Gertrude Bell oder Isabelle Eberhardt, vor allem an Hetzers erklärte Ahnin Clärenore Stinnes, die 1927 als erste Frau, ach was: als erster Mensch, den Globus per Auto umrundete.

Guter Satz für eine 79-Jährige: Ausruhen kann ich, wenn ich alt bin

Und sie postet und bloggt, hat aber nicht nur digital, sondern auch analog was auf dem Kasten, kann zum Beispiel Autos reparieren. Keine Savanne ohne Panne, auch wenn es sie schon mal den kleinen Finger kostet. Afrika, Asien, Australien, Lateinamerika, sie ist die Weltoffenheit in Person und liebt zugleich ihre Heimat – wo sonst fährt sie ins Ziel als am Brandenburger Tor? Last but not least ist sie eine Heldin des Boulevard, die aber auch mal Rebellensätze sagt, Sätze wie „Ausruhen kann ich, wenn ich alt bin“ frei nach Fassbinders Diktum „Schlafen kann ich, wenn ich tot bin“.

Clash der Generationen, Genderdebatte, Tradition und Moderne, Mehrheit und Minderheit, Mainstream und Revolte, Multi und Kulti ... Noch ein paar Heidi Hetzers, und die Spaltung ist überwunden. Aber hallo.

Nachsatz vom 14. März: Da freut man sich über die Globetrotterin Heidi Hetzer und dann schimpft sie im "Morgen Magazin" über Afrikaner: "Die klauen. Die Schwarzen sind nur...wenn sie eine olle Jacke im Auto liegen lassen, klauen sie die, die klauen alles..." Der Vorwurf des Rassismus ist berechtigt, sehr traurig. Auch wenn Heidi Hetzer den Satz bereut und sagt, er sie ihr "durchgeflutscht", sie hätte besser "Südafrikaner" gesagt. Womit sie die Sache noch schlimmer macht.

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