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Frische Pracht. Haus Wahnfried wurde aufwendig renoviert.

© dpa

Haus Wahnfried in Bayreuth wiedereröffnet: Richard Wagners Erbe

In Bayreuth ist nach fünf Jahren Schließung das Haus Wahnfried, das einstige Wohnhaus Richard Wagners, als Museum wiedereröffnet worden. Dort soll das Schaffen des Komponisten mit der Geschichte verbunden werden.

Fünf Jahre war Haus Wahnfried geschlossen – nun ist das einstige Wohnhaus Richard Wagners, bereits Mitte der 1970er Jahre als Museum eingerichtet, am zweiten Tag der Bayreuther Festspiele wiedereröffnet worden. Das Gebäude könnte ein Ort pompöser Heldenverehrung sein, eine pure Pilgerstätte für eingefleischte Wagnerianer. So eindimensional aber wollen die Museumsleute das um einen Neubau erweiterte Haus nebst benachbartem Siegfried-Wagner-Haus nicht verstanden wissen. Das Areal soll als Erinnerungsort an einen großen Komponisten verstanden werden, aber auch Raum für kritische Auseinandersetzung schaffen.

Dabei ist das Unfertige als Programm zu verstehen – so bleiben einige Möbel und Gemälde abgedeckt, nur die original erhaltenen Stücke aus dem 1945 durch eine Bombe großenteils zerstörten Haus sollen zu sehen sein. Museumsdirektor Sven Friedrich möchte den Eindruck eines „historisches Disneyland“ vermeiden. „Wir wollen nicht so tun, als habe es Zeitläufe nicht gegeben.“ Ziel sei es, die Lebenswelt Wagners „mit dem Auftrag historischer Redlichkeit“ zu verbinden.

Platz für die Aufarbeitung der Ideologie

Derlei Sensibilität tut not, auch in größerem Zusammenhang. Denn es ist alles andere als einfach, dem ebenso bedeutenden wie umstrittenen Komponisten Wagner gerecht zu werden. Klar war den Verantwortlichen in Bayreuth: Wird das Museum saniert und erweitert, muss die Ideologiegeschichte ihren Platz haben - die völkischen Ideen, die in Bayreuth gedeihen konnten, die engen Verbindungen der Familie Wagner zu den Nationalsozialisten. Im Siegfried-Wagner-Haus nebenan soll nun all das museal aufbereitet werden. Es diente den Wagners im 20. Jahrhundert als Gästehaus - auch Hitler übernachtete hier. Bis zu ihrem Tod 1980 lebte dort Winifred, Wagners Schwiegertochter, die bis zuletzt eine glühende Hitlerbewunderin blieb.

Vor der Eröffnung am Sonntag formulierte bereits Kulturstaatsministerin Monika Grütters in der Sache klar, aber im Ton eher weihevoll, Richard Wagners Schaffen, die Wirkungsgeschichte seiner Werke und die Festspielidee seien eng mit Ereignissen und Verstrickungen deutscher Geschichte verbunden. „Die Auseinandersetzung mit der Ambivalenz in Person und Werk des großen Künstlers steht stellvertretend für die Herausforderung im Umgang mit unserer Kulturtradition.“ Das neue Museum veranschauliche dies eindrucksvoll und würdige gleichzeitig die zeitlose Modernität der Kunst Wagners.

Nike Wagner will "lebende Dauerleihgabe" sein

Wesentlich pointierter, ja, mitunter sarkastisch ging Wagner-Urenkelin Nike in ihrer Festrede am Sonntag zur Sache. Sie bot sich sogar als lebende Dauerleihgabe im Haus Wahnfried an. „Die letzten Wahnfried-Kinder erklären sich hiermit bereit, Teile des Museums zu werden“, sagte sie auch im Namen ihrer Geschwister. „Es ist ja so wenig Originalmobiliar erhalten.“ Voraussetzung dafür sei allerdings, dass sie – ein Schelm, wer dabei an Vampire denkt –nachts zum Leben erwachen und im Haus feiern dürften. Auch sparte sie nicht mit Spitzen gegen die Stadt Bayreuth, das „große Ego des Museumsdirektors“ und gegen den anderen Zweig der Familie Wagner, zu der die Festspiel-Chefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier zählen.

20 Millionen Euro, aufgebracht von Bund, Land und Stadt, hat die Restaurierung gekostet, 50000 Besucher werden künftig jährlich erwartet. Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe sprach von internationaler Strahlkraft, die das Museum nun entfalten soll. Gänzlich unklar ist allerdings einstweilen, wer für die auf 1,5 Millionen Euro geschätzten jährlichen Betriebskosten aufkommt. Ein Rechtsstreit hierzu ist keineswegs ausgeschlossen. (jal/epd/dpa)

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