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Exemplare von Harper Lees zweiten Roman "Go Set a Watchman".

© epa / S. Lesser / dpa

Harper Lee: "Gehe hin, stelle einen Wächter": Der Hype um einen wiederentdeckten Roman

Es ist eine kleine Sensation: 55 Jahre nach dem Weltbestseller "Wer die Nachtigall stört" ist der verschollen geglaubte Roman von Harper Lee erschienen. Geschrieben hat die Autorin ihn schon vor der "Nachtigall".

So viel Aufregung um einen Roman gab es lange nicht. In der Nacht zum Dienstag öffneten in den USA und in Großbritannien um 0.01 Uhr unzählige Buchläden und Kulturkaufhäuser ihre Türen für wartende Menschenschlangen. Von St. Louis bis Philadelphia trafen sich tagsüber regelrechte Fanhorden bei Release-Partys zum feierlichen Bücherkarton-Öffnen, gefolgt von Lesungen und Diskussionsrunden. Und für ein bisschen Südstaaten-Reminiszenz wurde dazu good old Bohnensuppe und Maisbrot gereicht, sowie ein frisch kredenzter Drink mit dem klingenden Namen „Tequila Mockingbird“.

Das Erscheinen von Harper Lees zweitem Roman „Go Set a Watchman“ (Gehe hin, stelle einen Wächter) mausert sich gerade zu einem globalen literarischen Event. Zwei Millionen Exemplare wurden allein in Nordamerika ausgeliefert. Noch nie in der Geschichte des US-Verlags HarperCollins wurde ein Roman häufiger vorbestellt. Schauspielerin Reese Witherspoon hat das erste Kapitel eingelesen, das man sich als Podcast auf soundcloud.com anhören kann. Und Regisseur Spike Lee meldete bereits Interesse für das Drehbuch an. Am Freitag erscheint bei der Münchner DVA die deutsche Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann.

"Go Set a Watchman" ist eine kleine Sensation

Tatsächlich ist das Buch eine kleine Sensation. Denn es spielt zwar 20 Jahre später als Lees 1960 veröffentlichter, in 40 Sprachen übersetzter und gerade bei Rowohlt in einer stilistisch durchgesehenen Version erschienener Roman „To Kill a Mockingbird“ (Wer die Nachtigall stört). Es wurde aber zuvor geschrieben und nie veröffentlicht. Bis Ende vergangenen Jahres, als es eine Freundin der Autorin angeblich in ihrem Archiv fand, galt das Manuskript als verschollen.

In „Gehe hin, stelle einen Wächter“ blickt die erwachsene Protagonistin Scout auf ihre Kindheit in das von Rassismus geprägte Alabama der 1930er Jahre zurück und begegnet ihrem Vater, dem Anwalt Atticus Finch, einst eine moralische Institution in Maycomb, dem Ort der Handlung, einem nur leicht fiktionalisierten Monroeville, in dem Harper Lee im Jahr 1926 geboren wurde.

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Amerika feiert Harper Lee

Die „New York Times“ feiert den Coup als eines der „größten Ereignisse im Verlagswesen seit Jahrzehnten“. Und Harper Lee? Die 89-jährige Autorin, die 1961 für die „Nachtigall“ mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde und sie weltweit rund 40 Millionen mal verkaufte, lebt heute blind und taub in einem Pflegeheim in ihrem Heimatort Monroeville, Alabama. An ihr Erstlingswerk konnte sie sich zuletzt nicht einmal mehr erinnern. Jetzt zitiert ihr Verlag, sie sei „überrascht und erfreut“, dass ihr Manuskript überlebt habe. Amerika jedenfalls dankt es ihr.

Ein Porträt von Autorin Harper Lee.
Ein Roman machte sie zur Kult-Autorin und brachte ihr den Pulitzer-Preis: Harper Lee.

© Dana Mixer / dpa

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