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Der Rapper Snoop Dogg in der Halbzeitshow des Super Bowls.

© Reuters

Halbzeitshow beim Super Bowl: Eine späte Genugtuung für den Hip Hop

Die Halbzeitshow beim Super Bowl mit Eminem, Dr. Dre und Snoop Dogg wirkte beinahe museal. Denn Rap wurde beim größten Pop-Event der Welt zu lange ignoriert.

Am Ende war es der einzige weiße Künstler auf der Bühne, der noch einmal explizit auf das Thema Rassismus hinwies. Während der Halbzeitshow des Super Bowls zwischen den Los Angeles Rams und den Cincinnati Bengals ging der Rapper Eminem nach der Performance seines Hits „Loose Yourself“ auf die Knie. Ein Zeichen der Solidarität mit dem früheren US-Football-Profi Colin Kaepernick, der die Geste 2016 aus Protest gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit initiiert hatte – und danach seinen Job verlor.

Neben Eminem traten Dr. Dre, Snoop Dogg, Mary J. Blige, Kendrick Lamar sowie die Überraschungsgäste 50 Cent und Anderson Paak beim Finale der American-Football-Liga auf. Zusammen kommen sie auf 43 Grammys und 19 Nummer-Eins-Alben. Als die Sportler das Spielfeld verließen, entstand mitten im Stadion eine ganze Häuserzeile, komplett in Weiß, mit davor geparkten Lowridern. Darin und darauf performten die Musiker:innen ein Medley aus teils jahrzehntealten Klassikern wie „The Next Episode“, „Family Affair“ und „In Da Club“.

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Der Super Bowl ist nicht nur ein globales Sportereignis und kostspieliges Terrain für die Werbeindustrie (30 Sekunden Werbezeit für 6,5 Millionen Dollar) – sondern auch die größte Bühne der Popwelt. Wo sonst erreicht man mit einer Viertelstunde Musik 800 Millionen Zuschauer:innen weltweit? Dadurch ist er immer auch ein Politikum. Obwohl die Teams zu 70 Prozent aus Schwarzen Spielern bestehen, kämpft die National Football League schon lange mit strukturellen Rassismusproblemen. US-Präsident Joe Biden forderte vor dem Finale mehr Diversität bei Trainer-Verpflichtungen.

Hatten Pink, Rihanna und Cardi B aus Solidarität mit Kaepernick und den Protesten gegen Rassismus ihren Auftritt beim Super Bowl 2019 noch abgesagt, wurde die Show 2022 eine Selbstbehauptung Schwarzer Künstler und des Raps. „Das hätte schon vor langer Zeit passieren sollen“, sagte Dr. Dre vorab. „Es ist das größte Genre der Musik momentan. Dass es so lange gedauert hat, bis wir anerkannt wurden, ist verrückt. Wir werden eine Show machen, so dass niemand mehr wegschauen kann."

Seit 55 Jahren gibt es das Format. Michael Jackson, Madonna, Prince oder die Rolling Stones traten schon auf. Dass Rap so lange unterrepräsentiert war, hat wohl auch mit der Familientauglichkeit zu tun. Im Jahr 2022 konnte der Auftritt von Snoop Dogg (Debüt 1993), Dr. Dre (Debüt 1992), Mary J. Blige (Debüt 1992) und Eminem (Debüt 1999) nur eine nostalgische Werkshow sichtlich gealterter Stars werden. Wie Blige gemütlich auf dem Sofa zu Beats nickte oder Dr. Dre an einem weißen Flügel das markante Sample von „Still D.R.E.“ anstimmte, hatte beinahe musealen Charakter. Nur Kendrick Lamar und Anderson Paak haben ihren Platinstatus nicht durch den Verkauf von CDs erreicht. Es ist eine reichlich späte Genugtuung.

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