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Das Guggenheim-Museum in New York.

© dpa

Guggenheim-Pläne für Finnland: Big in Helsiniki

Die Weltkarte der musealen Ziele ist überraschend: Helsinki soll ein Guggenheim-Museum bekommen. Dazu noch in einem Neubau von höchstem architektonischem Anspruch.

Ausgerechnet der Vorreiter der Globalisierung war damit nicht durchweg erfolgreich. Das Guggenheim-Museum in New York oder besser gesagt, die Stiftung, die das Haus trägt, wollte in den 1990er Jahren die Welt erobern. Das gelang glanzvoll in Nordspanien, wo das Museum in Bilbao, 1997 eröffnet, zum rund um den Globus nachgeahmten Beispiel der Revitalisierung einer kränkelnden Industriestadt wurde. Das ging nicht so recht in Berlin, wo die Zusammenarbeit mit der Geld gebenden Deutschen Bank weder der einen noch der anderen Marke so recht zu Glanz verhalf, und es scheiterte in Las Vegas, wo ein ehrgeiziger Kasinobesitzer eine Filiale des Museums einrichten und alsbald auch wieder schließen ließ.

Mehr Stabilität verspricht das Engagement in Abu Dhabi, das zum kulturellen Schaufenster der arabischen Welt hergerichtet wird, und wo die finanziellen Mittel in einer Größenordnung vorhanden sind, die dem Experiment auch über Anlaufschwierigkeiten hinweghelfen können.

Helsinki soll nun ein Guggenheim bekommen

Von Finnland ist gemeinhin nicht die Rede, wenn über big money gesprochen wird, und doch ist es die finnische Hauptstadt Helsinki, die nunmehr ein Guggenheim bekommen soll. Keines in vorhandenen Räumen wie der glücklose Vorgänger in Berlin, sondern in einem Neubau von höchstem architektonischem Anspruch. Soeben wurden aus einem Wettbewerb, an dem sich nicht weniger als 1715 Architekturbüros aus aller Welt beteiligt hatten, sechs „Finalisten“ bestimmt, die nun den Auftrag haben, ihre Entwürfe zur Baureife weiterzuentwickeln. Sechs Büros, deren Namen zwar bekannt gegeben, aber nicht den gleichzeitig vorgestellten Entwürfen zugeordnet wurden. Man darf also rätseln, wer da was ersonnen hat.

Kein Frank Gehry ist darunter, der schon so etwas wie der Guggenheim-Hausarchitekt werden sollte, nach seinem Meisterstück in Bilbao. Und der, nachdem es mit einem geplanten Guggenheim-Neubau in New York nichts geworden war, längst zu anderen Auftraggebern wechselte – etwa zum Milliardär Bernard Arnault, dem er für 100 oder vielleicht doch eher 200 Millionen Euro ein Ausstellungshaus in den Pariser Bois de Boulogne hat stellen dürfen.

In Helsinki will man das Guggenheim neu definieren

Nein, in Helsinki will man partout das Museum neu definieren, energieneutral, nachhaltig, unendlich variabel bis hin zur gesonderten Klimatisierung einzelner Räume. Zu welchem Zweck? Damit Olafur Eliasson seine Eisskulpturen in tiefgekühltem Ambiente vorführt und Ai Weiwei eine Installation für tropische Hitze ersinnt? Am Ende wird es nicht auf das Denkbare hinauslaufen, sondern auf das Machbare. Zumal die Finnen nicht an einer sprudelnden Geldquelle sitzen wie ihre arabischen Konkurrenten. New York, Bilbao, Abu Dhabi, Helsinki: Die Weltkarte der musealen Ziele ist zumindest überraschend. Die Guggenheim Foundation kann ein Lied davon singen.

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