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Der Experimentalfilm „Démontable“ von Douwe Dijkstra, der den Krieg am Küchentisch nachspielt

© Démontable Filmstill

Größtes Kurzfilmfestival in Berlin: Interfilm-Festival mit Fokus auf Krieg und Flüchtlinge

Dieser Tage läuft das 31. Interfilm-Festival an verschiedensten Orten in Berlin. Drei der insgesamt 500 Filme können Sie hier schon einmal kostenlos sehen.

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Seit Dienstagabend gehört Berlin ganz dem Kurzfilm. Das Interfilm-Festival besetzt schon zum 31. Mal acht Kinos. Mit 500 Filmen in 50 Programmen ist es inzwischen das größte Kurzfilmfestival der Welt. Der traditionelle Schwerpunkt auf Animationsfilme wird auch in diesem Jahr beibehalten, genauso der Fokus auf politischen Kurzfilm.

So wie Berlin sich gerade jeden Tag mit den neu ankommenden Geflohenen dieser Welt beschäftigen muss, so geht das Interfilm-Festival dieses Jahr noch stärker als sonst den Ursachen der Flucht auf den Grund: Krieg, Unterdrückung, politische Verfolgung. Viele Filme stellen aber auch Fragen nach der neuen Gesellschaft, die sich da ergibt aus Alteingesessenen und Neuankömmlingen. Wie zusammen leben? Wie einander zuhören.

Wir haben schon einmal drei Filme aus dem diesjährigen Programm für Sie angesehen und stellen Sie Ihnen hier kostenlos zum Ansehen zur Verfügung.

HINWEIS: Das Streaming ist nun beendet, die Filme können nun leider nicht mehr online angesehen werden.

Das Missverständnis der Anderen

In „Listen“ erzählt die Sambianische Autorin und Regisseurin Rungano Nyoni die Geschichte einer vollverschleierten Frau, die bei der dänischen Polizei um Hilfe sucht. Sie werde zuhause geschlagen, berichtet sie, das nächste Mal werde "er" sie töten. Sie spricht Arabisch, deshalb hat die Polizei ihr eine Übersetzerin gestellt. 13 Minuten lang gleitet das Gespräch zwischen Arabisch und Dänisch, zwischen Missverständnissen, Falschübersetzungen und Anschuldigungen. Nyoni und ihr Mitautor Hamy Ramezan zeigen subtil, in sehr dunklen, ruhigen, Einstellungen, wie zwischen zwei Sprachen und Welten über ein Schicksal entschieden wird.

„Listen“ läuft im Internationalen Wettbewerb „Together Apart“. Zu sehen am 12.11.2015, 16:30h, Babylon – Kino 1 , am 13.11.2015, 22:30h, Babylon - Kino 1 und 14.11.2015, 16:00h, Central Kino 1.

Politischer Sprengstoff

Die Libanesisch-Schweizerischen Koproduktion „Al Surat Al Mustakim“ zeigt eine Stadt im Libanon, die von Daesh, dem Islamischen Staat, überfallen wird. Der Familienvater Zacharia will sein Zuhause verteidigen, Frau und Kinder sollen derweil fliehen. Doch Daesh kommt früher als erwartet.

Die Filmemacher Fouad Alaywan und Ovidio El Hout erzählen in sehr intimen Szenen vom Familienleben im Krieg. Aber auch von der Deutung religiöser Worte, durch Brüder, die Brüder töten. In 15 Minuten entsteht so eine beklemmend nahe Miniatur eines Weltregionenkonflikts.

„Al Surat Al Mustakim“ läuft im Sonderwettbewerb „Konfrontationen – Last Resorts“. Zu sehen am 11.11.2015, 17:00h, Babylon - Kino 2 und am 14.11.2015, 13:30h, Babylon - Kino 1.

Dekonstruktion des Krieges

Ebenfalls im „Konfrontationen“-Wettbewerb läuft „Démontable“, ein Experimentalfilm, der den Krieg am Küchentisch nachspielt. Es fliegen Kampfjets durch den Filterkaffee, der Röhrenfernseher speit Feuer, ein Raketenangriff zerbirst den Kartoffelbrei. Bis sich der Film, nun ja, demontiert.

Da schubsen die Schauspieler in Greenbox-Kleidung Spielzeug-Autos über den Tisch, bevor die Kamera den Kameramann filmt, und der Kameramann den Bühnenbildner, der gerade das Set aufbaut und Kalaschnikows schreinert. Und am Ende posieren nochmal Terroristen und Soldaten vor dem Bluescreen und saugen das Set durch. Und alles davon so liebevoll gefilmt, dass der 12 Minuten kurze Film - trotz inhaltlicher Demontage - in einem Stück bleibt.

„Démontable“ läuft im Sonderwettbewerb „Konfrontationen – Power Games“. Zu sehen am 11.11.2015, 20:30h, Babylon - Kino 1 und am 14.11.2015, 20:00h, Central Kino 1.

Das Interfilm-Festival läuft vom 10.-15. November in der Volksbühne, dem Babylon Kino am Rosenthaler Platz, dem Passage Kino, dem Filmtheater am Friedrichshain, dem Central Kino und Il Kino. Mehr Informationen zu Programm und Eintrittspreisen unter www.interfilm.de/.

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