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Ironiebegabt, Glenn Close 2008 auf einer Sternenplakette, mit der sie auf Hollywoods berühmten "Walk of Fame" verewigt wurde.

© Abaca Lionel Hahn/dpa

Glenn Close zum 70.: Die selbstbewusste Herbe

Die Schauspielerin Glenn Close, mit "Eine verhängnisvolle Affäre" weltberühmt geworden, feiert ihren 70. Geburtstag

„Ich möchte einfach nur Teil deines Lebens sein“, sagt die erfolgreiche Lektorin zu ihrem verheirateten Liebhaber, nachdem sie ihm eröffnet hat, dass sie schwanger ist: In „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) ist dieser Satz eine Kriegserklärung: Glenn Close, mit dekadentypischer Löwenmähne, langen roten Fingernägeln und einem um die Taille zusammengezurrten Ledermantel mit breiten Schultern ist „dressed to kill“. Sie stalkt den von Michael Douglas dargestellten Lover und dessen Familie bis zum eigenen Zusammenbruch. Glenn Close zeigte in dieser Rolle, dass Frauen auch gewalttätig sein können; das war in den 1980er Jahren neu. Und nicht nur, weil es ausgerechnet der sonst auf Virilität abonnierte Michael Douglas war, dem ihr Wüten galt, sollen angeblich Millionen potentieller Ehebrecher durch den Film nachhaltig verschreckt worden sein. „Eine verhängnisvolle Affäre“ brachte Glenn Close ihre erste Oscar-Nominierung als Hauptdarstellerin ein, aber der Academy war die Rolle wohl doch zu unorthodox und gab den Oscar lieber an Cher, die Protagonistin der romantischen Komödie „Mondsüchtig“.

Glenn Close aber, die in „Eine verhängnisvolle Affäre“ die ganze Bandbreite an Gefühlen einer verletzten und verletzenden Frau gespielt hatte, bekam gleich die nächste Rolle, die mit Geschlechterstereotypen schlecht vereinbar war. In „Gefährliche Liebschaften“ (1988) war sie die großartig fiese Marquise, die im Frankreich des 18. Jahrhunderts zusammen mit einem Freund eine unbescholtene junge Frau ins moralische Verderben stürzt – einfach aus Zeitvertreib. Auch dieser Part brachte ihr eine Oscar-Nominierung, aber keinen Gewinn ein.

Glenn Close war 35 Jahre alt, als ihre Filmkarriere begann; vorher hatte sie an Musicals und Theaterstücken am Broadway und in wenigen Fernsehproduktionen mitgewirkt. Mit ihrer ersten Spielfilmrolle in „Garp und wie er die Welt sah“ (1982), der Adaption des international gefeierten Romans von John Irving, wurde Glenn Close als Mutter des von Robin Williams gespielten Titelhelden sofort bekannt; kurz darauf folgten mit dem Ensemblefilm „Der große Frust“ (1983) und „Der Unbeugsame“ (1984), in dem sie an der Seite von Robert Redford auftrat, zwei weitere oscar-nominierte Nebenrollen.

Da Close am Beginn ihrer Filmkarriere bereits eine erwachsene, gestandene Frau war und auch solche Rollen spielte, dauerte ihre große Zeit nur eine Dekade; dann schlug der  Hollywood-Altersbann zu; und auch wenn sie in den 1990ern noch einige respektable Parts spielte – eine Operndiva in „Bezaubernde Venus“ (1991) oder eine Finanzkontrolleurin im Zeitungsfilm „Schlagzeilen“ (1994), konnte sie damit kaum an ihre Erfolge des vorherigen Jahrzehnts anknüpfen. 

Vielleicht ist sie insgesamt zu herb, zu ironisch und zu selbstbewusst für Hollywood – auch mag es ihr an Eitelkeit fehlen: Ihre Bühnenauftritte im Musical „Sunset Boulevard“, das 1994 am Broadway und erst letztes Jahr im Londoner Coliseum Premiere hatte, sprechen für ihre Fähigkeit, sich von sich selbst zu distanzieren. Und ein amerikanischer Filmkritiker verglich sie mit ihren Kollegen Christopher Walken und Al Pacino: Alle drei könnten wie tickende Zeitbomben wirken. Das ist eine Einschätzung, um die Glenn Close wahrscheinlich von wenigen Frauen beneidet wird. Die engagierte Tierschützerin und Anhängerin der Demokraten feiert am heutigen Sonntag ihren 70. Geburtstag.

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