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Giorgio Moroder legte im Februar 2019 bei bei der „PLACE TO B Berlinale-Party“ im Restaurant Borchardt auf.

© Gerald Matzka/dpa

Giorgio Moroder zum 80.: Für immer Disco

Liebe fühlen und stöhnen: Der Komponist und Disco-Gottvater Giorgio Moroder feiert seinen 80. Geburtstag.

„Giorgio by Moroder“ heißt der Track, mit dem das Pop-Duo Daft Punk ihrem Idol, dem Musikproduzenten Giorgio Moroder huldigen. Da erzählt Moroder, unterlegt von French-House-Beats, in neun Minuten sein Leben. 

Wie er mit 15, 16 Jahren Gitarre spielen lernte und einen unmöglichen Traum träumte: Berufsmusiker zu werden. Wie er die Schule abbrach, in Diskotheken auftrat, Songs sang, im Auto schlief. 

Wie er anfing zu komponieren und aufzunehmen, Platten im Sound der Sixties und Seventies. Und wie er dann den Sound der Zukunft (er)fand, auf einem Synthesizer, dem Instrument der Zukunft. „My name is Giovanni Giorgio, but everybody calls me Giorgio“, sagt er.

Giorgio Moroder erfand den Sound der Zukunft

Giorgio Moroder, der vor 80 Jahren, am 26. April 1940, in einer 5000-Seelen- Gemeinde in Südtirol geboren wurde, ist ein Popinnovator, dessen Einfluss bis in die elektronische Tanzmusik und den Techno von heute reicht. 

Seine Karriere begann in der Schlagerindustrie. Er blieb in Berlin hängen und produzierte den ersten deutschsprachigen Song mit Synthesizer: „Arizona Man“ von Mary Roos. 

Zum Einsatz kam dabei ein eher kurioses Gerät, ein in England erfundenes Miniaturkeyboard, das per Metallstab bedient wird. 

Mit dem Bubblegum-Stück „Looky Looky“ gelang Moroder selbst der Sprung in die Hitparade. Nachdem später weitere Platten, die er als „Giorgio” veröffentlichte, floppten, verzichtete er weitgehend aufs Singen.

Donna Summer stöhnte für ihn einen Hit

Donna Summer konnte das deutlich besser. Moroder traf die Amerikanerin in München, wo sie zum Ensemble des Musicals „Hair“ gehörte. Er schrieb für sie das Stück „Love to Love You“, in dem sie stöhnend die körperliche Liebe feiert. 

Das Stöhnen gefiel ihr nicht, aber das anstößige Lied wurde 1975 ein Welterfolg. Die Moroder/Summer-Kooperation „I Feel Love“ ging mit ihrem futuristischen Moog-Synthesizer-Getacker als erster komplett von Drummachines und Synthesizern begleiteter Pop-Hit in die Geschichte ein. 

Moroder hatte das Disco-Genre begründet. Er richtete die legendären Musicland-Studios ein und machte München zu einer Welthauptstadt des Pop. Am „Munich Sound“ wollten alle teilhaben, die Rolling Stones, Queen und Elton John.

Nur Moroder war bald weg, 1978 zog er nach Los Angeles. Der Regisseur Alan Parker, Fan von „I Feel Love“, gab bei ihm die Musik zu seinem Film „Midnight Express“ in Auftrag. 

Der Soundtrack mit seinem klaustrophobisch kalten Hit „The Chase“ brachte dem Komponisten einen Oscar ein. 

Giorgio Moroder gewann zwei Oscars

Zwei weitere Oscars folgten für „Flashdance“ und „Top Gun“. Fotos aus dieser Zeit zeigen Moroder am Pool seiner Villa in Beverly Hills, vor sich Champagner, neben sich tanzende Frauen. 

„Meine Ideen waren nie besonders kompliziert, ich habe einfach nur das gemacht, was ich ganz gut kann, und das waren Hits, hat er in einem Interview gesagt. 

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Hits lieferte er für Blondie („Call Me“), David Bowie („Cat People“) und Gianna Nanini („Un’ estate italiana“).

In den neunziger Jahren zog Moroder sich aus der Branche zurück, nach dem Erfolg mit Daft Punk bekam er wieder Lust auf Musik. Im letzten Jahr ging der Produzent auf Tour, erstmals in seinem Leben. 

„Wenn du deinen Geist befreist, kannst du machen, was du willst“, erzählt er in „Giorgio by Moroder“. Freigeister bringen es weit.

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