Geschichten von Rafik Schami: Von Hühnern, Touristen und Kebap

Hühner und Schweine leben oft gemeinsam auf einem Bauernhof, aber wirklich gemeinsam haben sie eigentlich nichts. Sie leben in zwei Welten und pflegen höchstens höflichen Umgang miteinander. Natürlich hindert das kein Schwein daran, trotzdem Vorurteile gegenüber dem anderen zu hegen.

Es gibt auch Außenseiter in Gemeinschaften, wie etwa das Albinoschwein Albin mit schneeweißer Haut und die alte Henne Lila, die keine Eier mehr legt. Wie die beiden zusammenfinden und Vorurteile überwinden, erzählt Rafik Schami in der köstlichen Geschichte „Das Schwein, das unter die Hühner ging“, die bereits 1997 erschienen ist und nun das Kapitel mit den Liebesgeschichten einleitet. Nach über 20 Jahren sind 21 märchenhafte Geschichten des großen Fabulierers unter dem Titel „Das große Rafik Schami Buch“ in vier Kapiteln zusammengefasst, sozusagen als Einstiegsdroge für diejenigen, die den Meistererzähler noch nicht kennen.

Schon die weiteren Kapitelüberschriften künden von der Leichtigkeit des Erzählers Schami: „Von Sehnsucht und anderen Schwalben“, „Vom Lachen und anderen Erfrischungen“ und „Von List und anderen Gaunereien“. Was geschieht, wenn amerikanische Touristen – damals gab es sie noch in Syrien – in Damaskus auf den

Was geschieht, wenn amerikanische Touristen – damals gab es sie noch in Syrien – in Damaskus auf den selbst ernannten besten Kebabkünstler der Stadt treffen, erzählt Schami in der Geschichte „Kebab ist Kultur“. Die grellbunt gekleideten Amerikaner finden es „wonderful“, wie der Meister die Zubereitung seines Fleisches zelebriert, sie fotografieren wie wild und er platzt fast vor Stolz. Aber als sie dann draußen an ihren Tischen die Ketchupflaschen hervorholen, verliert der Kebabkünstler die Fassung. Rafik Schami ist ein kluger Beobachter der Menschen, er erzählt von ihren Stärken und Schwächen mit Humor und Fingerspitzengefühl.

Rafik Schami: Das große Rafik Schami-Buch. Illustriert von Root Leeb. Hanser Verlag, München 2019. 208 Seiten. 15 €. Ab zehn Jahren.

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