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Gerhard Casper bei der American Academy: Neuer Chef soll Impulse geben

Der neue Chef der American Academy stellt sich vor: Gerhard Casper will moderieren und inspirieren. Sein Vorgänger Gary Smith verabschiedet sich nach 18 Jahren.

Bei seinem ersten Auftritt als neuer Präsident der American Academy trifft Gerhard Casper lauter alte Bekannte. George Will zum Beispiel, mit dem er in seiner Zeit als Präsident der Stanford-Universität die Villa für die Berliner Außenstelle fand, oder auch den früheren Koordinator für die deutsch-amerikanischen Beziehungen, Karsten Voigt. Die Präsentation der Frühjahrs-Stipendiaten am Montagabend nutzt der 76-Jährige, um sich den Freunden der Academy vorzustellen. Einer seiner ältesten Bekannten ist freilich nicht dabei. US-Botschafter John Emerson war sein Student an der University of Chicago Law School, wo Casper 26 Jahre lang Rechtswissenschaften lehrte.

Josef Joffe stellte Casper mit einer sehr amerikanischen Rede vor, geprägt von Bewunderung mit ironischen Einsprengseln. Man habe jemanden gesucht, der gut vernetzt sei bei Akademikern auf beiden Seiten des Atlantiks und mit einem Kuratorium zurechtkommen kann, „das immer alles besser weiß“. Dass Casper zwischen 1992 und 2000 über 2,2 Milliarden Dollar für Stanford gesammelt hat, ist ihm neben der Beliebtheit, Besonnenheit und Weisheit des Verfassungsrechtlers besonders erwähnenswert.

Gerhard Casper will etwas zu deutsch-amerikanischen Beziehungen beitragen

Gerade aus San Francisco nach Berlin gekommen, spricht der gebürtige Hamburger Kaufmannssohn meist Englisch. Er sei froh, dass er gegen Ende einer Karriere, die auf das US-Verfassungsrecht konzentriert war, nun etwas zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen beitragen könne. Es sei klar, dass es sich um eine Übergangsphase handele, in der er sich auch an der Suche nach seinem Nachfolger beteiligen will. Den Abschied von Gary Smith, der ebenfalls anwesend ist und der Academy als Director Emeritus mit Rat und Tat erhalten bleibt, nennt Casper nach der langen Amtszeit von 18 Jahren unvermeidlich. Nein, er habe keine fertigen Pläne in der Tasche, was sich in der Academy ändern solle. Im ersten Jahr als Präsident der Universität Stanford habe er zunächst mal „kein Wort gesagt“, sondern nur zugehört und Millionen Fragen gestellt. Offensichtlich steht aber zu erwarten, dass die Academy unter seiner Regie politischer wird. Zum einen, so Casper, sei sie ein Zentrum, an dem Stipendiaten zusammenkommen, um zu forschen und sich auszutauschen. Zum anderen spiele sie eine wichtige Rolle für die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Es brauche unbedingt einen Ort, der nichts mit Regierung und Parteien zu tun hat, „an dem man zusammenkommen kann, wenn es Probleme gibt“. Seit er 1964 in die USA ging, um eine Stelle als Assistent Professor in Berkeley anzutreten, hat es aus seiner Sicht im deutsch-amerikanischen Verhältnis eine Krise nach der anderen gegeben. Sie hätten alle nicht sehr lange gedauert. NSA freilich habe etliche Gefühle aufgewühlt, die latent wohl schon da gewesen seien.

Casper fordert: Jüngere Leute an die American Academy

Mit Sorge beobachtet er, dass die jüngere Leute nicht mehr in dem Maß daran interessiert sind, in den USA zu studieren, wie die Generationen davor. Also will Casper mehr jüngere Leute an die Academy holen. Im Geiste ihres Initiators Richard Holbrooke, der für die US- Politik immens wichtig war, könnte sie sich zu einem Forum für politische Themen entwickeln, zu einem Ort, an dem auch herausragende politische Persönlichkeiten zusammenkommen, um über Krieg, Menschenrechte oder die Rolle des Internationalen Strafgerichtshofes zu reden.

„Wir wollen keine Akteure sein“, stellte er klar. „Aber wir wollen Ideen generieren, die für die handelnden Politiker interessant sind.“ Um effizienter arbeiten zu können, wurden die Strukturen vereinfacht. Dem für alles verantwortlichen Präsidenten steht mit Christian Diehl ein Chief Operating Officer zur Seite, eine Art Betriebsleiter. Am 1. Juli wird Gerhard Casper als erster President in Residence umziehen und bis dahin von Gahl Burt und Christine Wallich vertreten. Berlin ist ihm vertraut, ist er doch seit über 50 Jahren mit einer Berlinerin verheiratet. Auch saß er bereits neun Jahre im Kuratorium der Academy.

Es folgt die traditionelle Vorstellung der neuen Stipendiaten, darunter auch des Holtzbrinck-Fellows William Uricchio, der sich mit der kulturellen Wirkung von Algorithmen befasst. Der Bosch-Fellow Evgeny Morozov wiederum erforscht die Auswirkungen der digitalen Technik auf die Freiheit des Menschen.

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