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Das Georg Kolbe Museum hat gesonderte Öffnungszeiten für Besucher, die zu den Risikogruppen zählen.

© Enric Duch

Georg Kolbe Museum wieder auf: 15 Menschen gleichzeitig erlaubt

Risikogruppe zuerst: Das Georg Kolbe Museum im Westend hat seit Montag wieder geöffnet.

Klapp, klapp, zwei Autotüren fallen zu. Im Westend beginnt die Stunde Null nach der Corona-Schließung der Berliner Museen am Montagmorgen unaufgeregt. Drei offensichtlich gut miteinander bekannte Damen und ein Herr streben dem Georg Kolbe Museum zu. (Sensburger Allee 25, Westend, tgl. 10-18 Uhr) Das ehemalige Atelier des Bildhauers gleich um die Ecke vom S-Bahnhof Heerstraße öffnet nach acht Wochen wieder. Und zwar zuerst nur für „Risikogruppe“.

Bis elf dürfen nun täglich nur fünf maskierte Leute hinein. Alle haben sich telefonisch angemeldet. Im weiteren Verlauf des Tages sind 15 Menschen gleichzeitig in den lichten Räumen erlaubt.

Schlag zehn öffnet sich die Tür. Eine lächelnde Dame bittet herein und weist den Weg zur Garderobe. Drinnen steht Direktorin Julia Wallner, mit Maske angetan und spricht. „Schön, dass Sie wieder da sind.“ Den für alle Fälle eingesteckten Allergiepass will keiner sehen. Die Definition der „Risikogruppe“ überlässt das Museum offensichtlich den Besuchern.

Ein kontemplatives Idyll

Das könne jeder selbst einschätzen, sagt Julia Wallner. Wie das die Vierergruppe gehalten hat, die sich schon munter in der Landart-Ausstellung „how green ist the grass“ des Niederländers hermann de vries (bis 23. August) verteilt? „Wir sind alle über 60“, sagt die Initiatorin des Museumsausflugs.

Als sie vergangene Woche hörte, dass das Kolbe Museum wieder aufsperrt, habe sie gleich angerufen. Die Schau des Naturkünstlers wollte sie sowieso sehen „und das Haus unterstützen“.

Durch die hohen Fenster grüßt üppiges Maiengrün aus dem Kolbe-Garten. Der Regen prasselt auf die Oberlichter des einzig zugänglichen der aus den 20er Jahren erhaltenen Berliner Künstlerateliers.

Dieses den Geist des Neuen Bauens atmende Haus war schon immer ein kontemplatives Idyll. Die Ausstellung tut ihr übriges.

Fünf Menschen verlaufen sich zwischen hermann de vries‘ getrockneten Gräsern, seinen Baumwurzel-, Stein-, und Laubanordnungen. Nur seine aus schweren Atemgeräuschen und Vogelgezwitscher komponierte Soundcollage „i breathe“ bekommt durch die Covid-19-Erkrankung eine neue, abgründige Bedeutung.

Das Café K wird ohnehin restauriert

Nichts ist mehr selbstverständlich, am wenigsten der menschliche Atem, das ureigenste Lebenszeichen.

An der Eingangstür schellt’s. Da will einer rein. Die Dame von der Kasse vertröstet den Herrn auf später, wenn die Risikogruppe raus ist. Der Abgewiesene dreht klaglos bei.

Im gutbürgerlichen Westend geht es gesittet zu. „Die Leute sind unsicher und wollen wissen, ob wirklich auf ist“, sagt sie. Unkontrollierte Massenaufläufe waren im Kolbe-Museum auch vor Corona unbekannt. Und das bei Sonntagsausflüglern beliebte Café K wird ohnehin gerade restauriert.

Die Stunde nähert sich dem Ende. Fünf Menschen mäandern Richtung Ausgang. Der Herr aus der Vierergruppe bedankt sich bei der Einlasserin. „Toll, dass es wieder los gegangen ist“, sagt er. In der Tat. Wer fragt nach den letzten zwei Monaten noch nach eitlem Konsumtand? Luxus, das ist (fast) allein sein mit der Kunst.

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