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Kultur: Geister und Gefühle

Eine kongeniale Hörspiel-Fassung von „Krabat“

Von Susanna Nieder

Noch eine Bearbeitung von „Krabat“, nachdem schon die Verfilmung ein Fantasy-Spektakel ohne die konzentrierte Kraft der Vorlage war? Der WDR hat es gewagt, Otfried Preußlers Roman um den wendischen Müllerburschen und Zauberlehrling erstmals als Hörspiel herauszubringen – und alles richtig gemacht. 1971 erschienen, begleitet „Krabat“ wie kein anderes deutsches Jugendbuch viele seiner Leser noch im Erwachsenenalter. Das liegt nicht nur am ewigkeitstauglichen Sujet der Überwindung des Bösen – das Besondere an Preußlers Text ist die Sprache.

Eine minimale Beschreibung wie „die mondhelle Heide“ reicht aus, um eine ganze nächtliche Landschaft vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen. Die Syntax beschwört Gefahr: „Brannte es in der Mühle wirklich? Krabat, hellwach nun mit einem Schlag, riss das Fenster auf.“ Jetzt ist es die nur hellrote Hahnenfeder des Herrn Gevatter, die den Vorplatz in zuckendes Licht taucht, doch am Ende wird er die Mühle mitsamt dem Müller im Flammen aufgehen lassen.

Es ist nicht leicht, es Lesern recht zu machen, die seit 40 Jahren ihre eigenen Vorstellungen von diesem Roman haben. Dessen waren sich Ulla Illerhaus (Hörspielbearbeitung), Angeli Backhausen (Regie) und Rainer Quade (Komposition) offenbar bewusst. Nur sachte wurde die Sprache an manchen Stellen modernisiert, Musik und Geräusche spielen sich nie in den Vordergrund, halten aber auch junge Hörer bei der Stange. Der erste der drei Teile wird Kapitel für Kapitel erzählt, später wird gestrafft.

Krabat (ausgezeichnet: der 22-jährige Schauspieler Max Mauff) wird zum Ich-Erzähler, der kurz vor seiner alles entscheidenden Kraftprobe mit dem Meister seine drei Jahre auf der Mühle im Koselbruch überdenkt. Michael Mendl spricht den Meister als grausamen Schmierenkomödianten, und selbst kleine Szenen wie die mit dem Ochsenblaschke aus Kamenz (Thomas Balou Martin) werden mit Lust ausgespielt. Ebenso wie das Buch ist auch das Hörspiel nichts für Kinder unter zwölf: Das Grauen vor dem Meister, die Verzweiflung über Tondas Tod, die Angst um die Kantorka – der Geist und die großen Gefühle aus Preußlers Roman sind erhalten. Susanna Nieder

Otfried Preußler: Krabat. Hörspiel.

Der Audio Verlag, 2010. 3 CDs, ca. 16,99 €.

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