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Stilsicher und berührend. Ji-Yoon Lee ist mit unter 30 Jahren Konzertmeisterin beim Barenboim-Orchester.

© Kaupo Kikkas

Geigerin Ji-Yoon Lee ist ein Glücksfall: Beim Barenboim-Orchester, noch vor Examensabschluss

Die südkoreanische Geigerin spielte schon vor Studienabschluss für die Großen. Nun legte sie ihr Examenskonzert ab. Ein Glücksfall für die Klassik.

Eigentlich wollte sie nur mal ausprobieren wie es sich anfühlt, so ein Probespiel bei der berühmten Berliner Staatskapelle. Doch dann hat das Barenboim-Orchester sie gleich dabehalten: Mit gerade einmal 25 Jahren wurde Ji-Yoon Lee im September 2017 Konzertmeisterin Unter den Linden, also Stimmführerin der 1. Geigen.

Dabei hatte die Südkoreanerin noch nicht einmal ihr Examen in der Tasche. Das hat sie erst jetzt abgelegt, am Montag, bei einem Auftritt mit dem Studierendenorchester der Eisler-Hochschule im Konzerthaus.

Honigsüß und makellos rein ist Lees Ton im Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold, mühelos bewältigt sie virtuoseste Passagen in höchsten Lagen. Im Finale bringt sie ihre Mitspielerinnen und Mitspieler mächtig ins Schwitzen, so rasant legt sie das Tempo vor.

Das passt zu dem Werk, das der Komponist ja aus seinen Hollywood-Filmmusik-Partituren zusammengestellt hat. Von gegenteiliger Atmosphäre, nämlich emotional verschattet, sind Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“, die Changbo Wang singt, ebenfalls als Abschlussprüfung.

Nuanciert gestaltet der Bariton die Worte, stilsicher und berührend. Manchmal allerdings hat er ein wenig Mühe, sich akustisch gegen das Orchester durchzusetzen.

Die natürliche Autorität der Dirigentin beeindruckt

Das klingt unter der Leitung der Dirigentin Nodoka Okisawa begeisternd brillant. Kraftvoll leuchten die Klangfarben in Johannes Brahms’ 3. Sinfonie, mit anmutiger, weicher Gestik vermag die zierliche Frau einen jugendlich-feurigen Sound zu entfesseln, der rhythmisch aber immer präzise bleibt, durchhörbar in allen Instrumentengruppen.

Vor einem halben Jahr hat die 32-jährige Japanerin ihr Studium an der Eisler- Hochschule abgeschlossen, jetzt kehrt sie preisgekrönt zurück: Im September gewann sie beim Dirigierwettbewerb im französischen Besançon gleich drei Auszeichnungen. Wie Okisawa dem Orchester Sicherheit gibt, wie sie mit natürlicher Autorität die komplexe Partitur gestaltet, das Lautstärkespektrum mutig in alle Richtungen ausreizt, das beeindruckt. Auf baldiges Wiederhören!

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