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Jesus in Öl. Das berühmte Bild "Salvator Mundi" sollte in Abu Dhabi ausgestellt werden.

© dpa/Christies

Geheimnis um „Salvator Mundi“: Das teuerste Kunstwerk der Welt bleibt verschwunden

Die Da-Vinci-Not: Das Rätselraten um den „Salvator Mundi“ geht weiter. Wo ist das teuerste Bild der Welt? Stammt es wirklich von Leonardo da Vinci?

Im November 2017 machte der „Salvator Mundi“ Schlagzeilen als das teuerste Kunstwerk der Welt. Von Leonardo da Vinci soll es stammen. Das Christusgemälde wurde für sagenhafte 450 Millionen Dollar bei Christie’s in New York versteigert an den saudischen Prinz Badr bin Abdullah bin Mohammed bin Farhan Al Saud. Zunächst hieß es, Prinz Badr, der inzwischen saudischer Kulturminister ist, habe die Holztafel aus der Zeit um 1503 für den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman erworben; später dann, dass das Gemälde für das 2017 eröffnete Museum „Louvre Abu Dhabi“ bestimmt sei.

Das „Universal Museum“, wie es sich nennt, das verschiedene Kulturen vereinen will, hatte angekündigt, das Bild des christlichen Erlösers ab September 2018 der Öffentlichkeit präsentieren zu wollen. Die für September geplante Schau wurde dann aber mittels eines Tweets ohne Nennung von Gründen abgesagt – vom Kultur- und Tourismusministerium Abu Dhabis, das das Gemälde angekauft haben soll. Aus der Behörde war laut einer Recherche der „Zeit“ von Anfang des Jahres nichts über den Verbleib des Bildes zu erfahren. Inzwischen hat auch die „New York Times“ den Fall untersucht. Das teuerste Bild der Welt sei verschwunden, heißt es in einer aktuellen Reportage, die Ende März veröffentlicht wurde. Und noch immer will niemand dazu Stellung nehmen. Weder die Kulturbehörde in Abu Dhabi, noch das Museum, noch dessen Mutterhaus in Frankreich. Auch im Louvre in Paris herrscht offenbar Ratlosigkeit. Dabei war davon die Rede, dass der „Salvator Mundi“ ab Herbst 2019 auch in Paris gezeigt werden sollte, in der großen Leonardo-Retrospektive anlässlich des 500. Todestags des Malers.

Der „Salvator Mundi“ soll von Schülern gemalt worden sein

Die „New York Times“ äußert den Verdacht, der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman könnte das Bild privat verwahren. Man munkelt, er wolle verhindern, dass es gezeigt wird, um den Status als echter Leonardo da Vinci zu halten.

Ob das Bild tatsächlich vom berühmtesten aller Renaissance-Maler stammt, wird schon lange bezweifelt. In einem 1913 publizierten Sammlungskatalog des britischen Künstlers Sir Francis Cook, der das Bild einst besaß, hieß es noch, es stamme aus dem Umkreis von Leonardo und nicht direkt von ihm selbst. Da Vinci hinterließ ein großes zeichnerisches Œuvre, aber nur rund 30 Gemälde werden ihm zugeschrieben. Dazu gehört die „Mona Lisa“ im Louvre. Leonardo ließ viele seiner Werke von Schülern und Gehilfen in seiner Werkstatt ausführen. Auch der „Salvator Mundi“ soll von Schülern gemalt worden sein, behaupten einige Experten. Lediglich der Entwurf soll vom Meister selbst stammen.

Ende 2011 wurde das Bild dann im Rahmen der großen Leonardo-Ausstellung in der Londoner National Gallery ausgestellt und erstmals doch als eigenhändige Schöpfung Leonardos präsentiert. Dabei war das Bild aus Privatbesitz stark beschädigt und viele Male restauriert und retuschiert worden.

Es kam außerdem mit einer dürftigen Provenienzgeschichte. Vor allem ein Zeitraum von 47 Jahren war damals noch unklar. 1958 wurde Sir Francis Cooks Sammlung versteigert und damit auch das Heilandsbild, 2005 tauchte es bei einer Auktion in New Orleans wieder auf und wurde für 10 000 Dollar verkauft. Offenbar hatten die Vorbesitzer das Bild 2004 schon beim Auktionshaus Christie’s in New York angeboten, das es aber nicht annahm. Das ergab eine Recherche des „Wall Street Journal“. Auch, dass kein Experte beim Verkauf 2005 in dem Gemälde einen echten Leonardo sah. Trotzdem landete es schließlich bei der New Yorker Restauratorin Dianne Modestini, die es in akribischer Arbeit zu dem gemacht haben soll, was es heute ist. Auch wenn Modestini bestreitet, zu stark eingegriffen zu haben.

Seit der Versteigerung ward das Bild nicht mehr gesehen

Das Bild mit dem Antlitz Jesu gilt als Ikone, als gelungene Darstellung des Göttlichen, die – ob sie nun von Leonardos Hand stammt oder nicht – doch viele Züge seiner einzigartigen Könnerschaft aufweist. Das zum Betrachter gewandte Gesicht, der wie im „Mona Lisa“-Gemälde leicht lächelnde Mund, die Augen und das „Sfumato“, der leichte Dunst über allem.

Seit seiner Versteigerung bei Christie's am 15. November 2017 ward das Bild nicht mehr gesehen. Im Internet wird angedeutet, es sollte nach dem Kauf zu einer Echtheitsprüfung in die Schweiz gehen. Der dort angefragte Experte habe es aber nie gesehen. Und auch Dianne Modestini, weiß nichts über den Verbleib. Kaum zu glauben, dass so ein Bild einfach verschwinden kann.

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