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Walter p99, Blaqtea und Slimgirl fat sind die Gaddafi Gals.

© Dorka Csora

Gaddafi Gals live in Berlin: Küsse im Hexentempel

Die Gaddafi Gals stellten bei ihrem ersten Berlin-Konzert in der Berghain Kantine die Songs ihres bald erscheinenden R'n'B-Debütalbums vor.

Viel Nebel, viel Hall, wenig Licht: Was auf der Bühne der Berghain Kantine geschieht, ist an diesem Montagabend die meiste Zeit nur schemenhaft zu erkennen – und zunächst auch nicht sonderlich gut zu hören. Anders, als ihr provokanter Namen vermuten lässt, geben sich die Gaddafi Gals bei ihrem ersten Berlin-Konzert als Versteckspielerinnen.

Dass sie überdies ein wenig nervös und schüchtern rüberkommen, bringt ihnen allerdings einige Sympathiepunkte ein. „Wir haben gedacht, es kommen vielleicht dreißig Leute“, sagt Sängerin Blaqtea auf Englisch. Dass nun rund dreimal so viele Menschen gekommen sind, freut sie sichtlich.

Die Neugierde auf das in Berlin und Wien ansässige Trio haben die „Death Of Papi“-EP von 2017 und die dazugehörigen Videoclips ausgelöst. Das Hipstermagazin „Vice“ nannte sie im Netz „das einzige deutsche Hip-Hop-Trio, das man 2018 braucht“. Was natürlich etwas übertrieben ist – und zudem auf die falsche Fährte führt, denn die Gaddafi Gals sind viel mehr ein R-’n’-B- als ein Hip-Hop-Projekt.

Spaß im japanischen Kleinwagen

Zwar deuten die Trap-lastigen Beats des Produzenten Walter p99 – einige hämmert er live in sein Maschinchen, der Rest kommt vom Rechner – in Richtung Rap, allerdings wird die meiste Zeit gesungen. Wobei die in Schwarz gekleidete Blaqtea in der Regel die Führung übernimmt. Die 1990 in München geborene Musikerin hat unter dem Namen Ebow schon zwei Deutsch-Rap-Alben aufgenommen. Bei den Gaddafi Gals ist nun alles auf Englisch – thematisch geht es aber ebenfalls in eine feministische Richtung.

Das Trio spielt bei dem knapp einstündigen Konzert Songs von seinem im kommenden Jahr erscheinenden Debütalbum, auf dem es neben dem gleich zu Anfang besungenen „Temple of love, temple of trust, temple of lust“ auch um Kämpferinnen und Hexenkraft geht. Ein Höhepunkt ist der alte Song „Gaze“, bei dem Slimgirl fat den Leadgesang übernimmt und auf sanfteindringliche Weise den Schmerz zum Ausdruck bringt, den zudringliche Blicke verursachen können. Der Einfluss von Neunziger-Stars wie Aaliyah und TLC klingt hier durch, genau wie in ihrem besten Lied „Fila“, das mit schöner Lässigkeit „Lovefool“ von den Cardigans zitiert. Dass die Gals auch Humor haben, beweisen sie gegen Ende, als Blaqtea rappt: „You wanna kiss me in my Mitsubishi“ und den Kleinwagen gegen dicke Maseratis und Ferraris verteidigt. Klasse.

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