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Bild aus besseren Tagen: ein Konzert auf dem Fusion Festival.

© Norbert Fellechner/Imago

Fusion, Wacken & Co.: Ungewissheit plagt deutsche Großfestivals

Warten, hoffen, Konzepte schreiben: Einige Festivals sind noch nicht abgesagt, doch wie sie durchgeführt werden können, ist unklar.

Die letzte Absage-Welle schwappte Anfang März durch die Festivalbranche. Sie traf eine Reihe von Großevents, darunter Rock am Ring und Rock im Park.

Kommt in der noch immer nicht gebrochenen dritten Pandemiewelle bald der nächste Schwall hinterher? Die Veranstalter, die ihre Festivals noch nicht gestrichen oder verschoben haben, wollen das unbedingt verhindern.

Allen voran das Fusion Festival in Lärz an der Mecklenburgischen Seenplatte, das vom 24. bis 27. Juni und vom 1. bis 4. Juli mit jeweils 35 000 Besucher*innen stattfinden soll. Derzeit prüfen die Behörden das extrem ambitionierte Hygienekonzept, das unter anderem zwei PCR- Tests für alle Fans vorsieht – einen am Tag vor der Anreise und einen während des Festivals.

Dafür soll in Lärz ein Testzentrum aufgebaut werden sowie Vorab-Teststationen in Berlin, Hamburg und Leipzig (oder Jena) entstehen. Die Ergebnisse der Tests werden an das Ticket-System des Fusion Festivals übermittelt. Wer negativ ist, kann auf Gelände.

Dieses soll dann am Sonntagmorgen um 8 Uhr komplett geräumt werden. An den Ausgängen müssen alle, die später weiterfeiern wollen, eine Gurgel- oder Spuckprobe abgeben, die in einem Pooling-Verfahren getestet werden. Ist ein Pool positiv, müssen alle Besucher*innen dieser Gruppe einen weiteren Test machen.

Bei negativem Ergebnis werden die Zugangsbändchen wieder freigeschaltet. Für die Mitarbeitenden des Festivals gibt es ebenfalls ein detailliertes Testkonzept. Eine Maskenpflicht würde es auf dem Festivalgelände nicht geben.

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Wegen des immensen Aufwandes wurde der Ticketpreis von 130 auf 220 Euro angehoben. Ob sich das Ganze refinanzieren lässt, wisse man noch nicht, schreiben die Veranstalter*innen auf ihrer Website. Ihnen geht es aber auch darum ein Zeichen zu setzen, „Freiheiten zu erkämpfen.“

Wacken will Judas Priest und Slipknot auf die Bühne bringen

Die Politik wird einige Male scharf angegangen bei der mehrseitigen Konzeptvorstellung: „Die Bundes- und Landesregierungen haben innovative Teamstrategien bislang verschlafen. Massenhafte PCR-Tests sind für Festivals nachhaltiger als die oft versprochene Kompensation von Ausfallkosten“, heißt es da etwa. Man fordere, dass progressive Testkonzepte gefördert und finanziell unterstützt werden.

Auch das legendäre Heavy Metal Festival in Wacken, das im vergangenen Jahr in einer reduzierten Streamingvariante stattfand, hält noch an seinem Plan fest, vom 29. bis 31. Juli Konzerte mit Bands wie Slipknot, Limp Bizkit, Lordi oder Judas Priest zu veranstalten.

Über ihr Hygienekonzept haben die Macher noch nichts verlauten lasse. „Wir werden die konkreten Maßnahmen im Detail dann vorstellen, wenn feststeht, welche von ihnen wir ergreifen“, sagte Wacken-Gründer Thomas Jensen kürzlich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Gesundheit aller auf dem Festivalgelände Anwesenden habe höchste Priorität.

Lollapalooza Paris und Stockholm sind abgesagt, Berlin schweigt

Stadt-Festivals wie Bochum Total oder die Breminale, die ebenfalls für Juli angesetzt sind und mehrere zehntausend Besucher*innen erwarten, hoffen weiterhin auf ihre Durchführbarkeit. Zur Not mit Bestuhlung – oder dann doch als Streamingevent.

Seit Monaten bedeckt hält sich hingegen das größte Berliner Festival: Die deutsche Lollapalooza-Ausgabe soll eigentlich Anfang September im Olympiastadion- und Park stattfinden. Doch bisher gibt es dafür keinen Ticketverkauf, keine Line-Up-Ankündigung oder sonstige Lebenszeichen.

Vielleicht gibt der späte Termin den Macher*innen Hoffnung auf Impffortschritte und niedrigere Inzidenzwerte. Lollapalooza Stockholm und Paris, die für Juli geplant waren, sind bereits abgesagt worden. Die Welle rollt.

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