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Spielfreudig: das Freiburger Barockorchester.

© Marco Borggreve

Freiburger Barockorchester spielt Mendelssohn: So nah, als wär’ man da

Beschwingt, beseelt: Das Freiburger Barockorchester spielt Mendelssohns "Schottische" im Kammermusiksaal.

Ohne Interpreten sind Noten totes Material. Erst im Moment der Aufführung werden sie lebendig. Und weil dabei stets Individuen am Werke sind, bleibt jedes Konzert einmalig. Das erklärt, warum auch die soundsovielte Aufführung von Felix Mendelssohn-Bartholdys „Schottischer Sinfonie“ für die Zuhörer genauso spannend sein kann wie einst die Uraufführung. Und wenn sich bei der Partitur-Verlebendigung alle Beteiligten absolut einig sind, so wie in diesem Fall das Freiburger Barockorchester und der Dirigent Pablo Heras-Casado, wenn sie also im vollsten Wortsinne harmonieren, dann kann sich das Wunder des atmenden Musizierens einstellen. So wie am Samstag im voll besetzen Kammermusiksaal.

Neben dem technischen Können machen zwei Parameter das kollektive Atmen möglich: Zum einen ein mitdenkendes Spiel der Musiker, denen nicht die eigene Stimme das Wichtigste ist, sondern die stets auch das Gesamtgeschehen aktiv nachvollziehen. Und zum anderen ein ausgeprägter Sinn für musikalische Rhetorik. Was den Freiburgern aus jenem barocken Repertoire so höchst vertraut ist, das sie in erster Linie pflegen, das vermögen sie an diesem Abend klug auf die Romantik zu übertragen. Und werden dabei von einem der stilistisch vielseitigsten Maestri der jungen Generation unterstützt.

Musik mit dem ganzen Körper

Weil er die Musik mit dem ganzen Körper empfindet, vermag der auswendig und ohne Podest dirigierende Pablo Heras-Casado in der „Schottischen“ ohne viel Arm-Arbeit elektrisierende Energieströme auszulösen. Trotz ihrer bescheidenen Besetzungsgröße entfalten die Freiburger eine herrliche Klangfülle – und eine atmosphärische Dichte, die den Zuhörer geradezu physisch spürbar ins Geschehen einbindet.

Auch toll an diesem beglückenden Abend: Juan Crisóstomo de Arriagas Ouvertüre zu „Los esclavos felices“, vom Barockorchester mit Rossini-Brio gespielt, leicht, heiter, mit kecken Holzbläsersoli und einer liebevoll lautmalerisch ausgepinselten Gewitterszene. Und der Pianist Kristian Bezuidenhout wird von den Musikern wie vom Publikum gleichermaßen gefeiert. Weil er Beethovens 3. Klavierkonzert auf dem Nachbau eines Fortepianos aus den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts mit harfenhaftem Klang spielt, ist seine filigrane, einfühlsame Interpretation allerdings oft mehr zu sehen als zu hören.

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