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War beim Panel dabei. Die Tatort-Schauspielerin Maria Furtwängler.

© dpa

Frauen und Film: Kostüme, was sonst?

Immer noch viel Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen im Film. Die Filmförderungsanstalt FFA stellt Studien zu den Komplexen „Gender und Film“ sowie „Gender und Fernsehen“ vor.

Das Thema ist schon richtig alt, der einst gewichtige, doch längst aufgelöste Verband der Filmarbeiterinnen hat es fleißig bearbeitet. 2002 gab es im Arsenal ein Hearing des Kultursenats zur Situation von Frauen in Filmberufen. Zum hot topic wurde das Thema Gender-Gerechtigkeit im Filmgeschäft aber erst wieder vor drei Jahren, als die Frauen von „Pro Quote Regie“ mit empirisch recherchiertem Zahlenmaterial des Berufsverbands Regie in die Öffentlichkeit drängten. Seitdem gibt es regelmäßig neue Veranstaltungen, Aktionen und auch Daten.

Jetzt hat sich auch die in der deutschen Filmlandschaft höchst gewichtige Filmförderungsanstalt FFA an die Öffentlichkeit gewandt und am Montag zwei in Kooperation mit dem Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation erarbeitete Studien zu den Komplexen „Gender und Film“ sowie „Gender und Fernsehen“ vorgestellt, letztere im Auftrag von ARD und ZDF gemeinsam mit der Universität Rostock.

Von Fördersummen kein Ton

Verschiedene Bereiche der Ausbildung und Berufsausübung wurden prozentual nach Geschlechterverteilung untersucht, zusätzlich Interviews mit Filmschaffenden beider Geschlechter geführt. Neue Ergebnisse, so viel sei nach der Präsentation von Katharina Hochfeld vom Fraunhofer Center (und vor einem genaueren Studium der etwa 70-seitigen der Studie) vorausgegriffen, sind hier nicht zu erwarten. Die wesentliche Erweiterung zur Studie des Regieverbandes besteht in der Einbeziehungen weiterer Gewerke jenseits der Regie, so dass nun etwa die Verteilung auch in den Bereichen Kostüm, Szenografie, Schnitt, Drehbuch, Produktion, Kamer und Ton aufgeschlüsselt ist.

Die Ergebnisse – viele Frauen beim Kostüm, wenige bei Kamera und Ton – entsprechen den Erwartungen. Überraschen und wirklich entäuschend, dass der für die FFA doch ureigene und für das Vorankommen von Filmschaffenden auch einen zentralen Schnittpunkt besetzende Bereich der Filmförderung offensichtlich völlig ausgeklammert wurde. Ungläubiges Entsetzen breitete sich über viele Gesichter im überfüllten Vortragsaal des Commerzbank-Gebäudes am Pariser Platz aus, als Ursula Schütze-Kreilkamp vom Personalvorstand der Deutschen Bahn in ihrer Keynote ihre Kompetenzen für Frauenfragen unter anderem mit einer früheren Berufstätigkeit als Gynäkoligin erläuterte, bevor sie über die Umwege der erotischen Attraktion zu der Erkenntnis kam, dass es doch hier wie eigentlich immer um das Geld gehe. Ein Punkt, an dem die engagierten Frauen selbst schon vor einiger Zeit angekommen waren und der die ganze Pro-Quote- Regie-Aktion begründete.

Umso merkwürdiger, dass in der FFA- Studie selbst vom schnöden Mammon nur in einer Aufschlüsselung von „Einkommen nach kreativen Schlüsselpositionen“ die Rede ist, während die eigenen Fördersummen aber ein komplett blinder Fleck bleiben. Dabei wäre es doch gerade von wesentlicher Bedeutung (und manche hatten es auch erwartet), einmal zu sehen, welcher Teil der vergebenen 76 Millionen Euro an Projekte von Frauen gehen. Dazu kein Ton. Und so wird man wohl wieder darauf warten müssen, dass Ellen Wietstock vom Branchenblatt „black box“ die vergebenen Projektsummen einmal mehr in eigener Regie für das interessierte Publikum zusammenrechnet.

Alle Argumente tausendmal gewälzt

Im rahmenden Panel mit X-Film-Geschäftsführer Stefan Arndt, Christine Strobl (ARD), Heike Hempel (ZDF), Darstellerin Maria Furtwängler und der Regisseurin Imogen Kimmel für „Pro Quote Regie“ kam dann das merkwürdige (aber auch schon altvertraute) Gefühl auf, in einem ururalten Film gelandet zu sein. Alle geäußerten Argumente tausendmal gewälzt, alle Punkte längst klar. Muss man wirklich noch einmal über Rollenbilder und Kindererziehung reden?

Ähnlich hinter dem eigentlich Notwendigen zurückgeblieben klingen die Vorschläge für „mögliche Ansatzpunkte und Massnahmen“ in der Studie. Da werden unter anderem ein Sensibilisierungstraining für Entscheidungsbefugte, ein Booklet zum Thema „Vielfältige Gesichter der Regie“ oder ein Internetpool zur Präsentation von Regisseurinnen vorgeschlagen. Soll das wirklich ernst gemeint sein? Zum einen gibt es das alles so oder ähnlich seit vielen Jahren, ohne dass es viel genützt hätte. Zum anderen, geht es eben um die Macht und das Geld. Da sind die vereinbarten Sebstverpflichtungen von ARD und ZDF auf erstmal 20 Prozent Frauenquote eher ernst zu nehmen. Wenn auch wirklich nur als ein allererster Schritt.

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