zum Hauptinhalt
„Omas Hände“. Ein Bild aus dem Fotoprojekt von Annemie Martin und Jana Kießer.

© Annemie Martin und Jana Kießer

Fotografie: Als wir einsam waren

Das Berliner Willy-Brandt-Haus eröffnet mit der Ausstellung "About Last Year - Lockdown Photography" verschiedene Blicke auf die Pandemie.

Am 22. März 2020 fingen Annemie Martin und Jana Kießer an, sich täglich Fotos mit kurzen tagebuchähnlichen Texten zu schicken. Achthundert Kilometer trennten die beiden Absolventinnen der Ostkreuzschule für Fotografie, denn Annemie Martin war vor der Pandemie aufs Land zu ihrer Großmutter geflohen, Jana Kießer dagegen blieb in der Stadt. „Von Kartoffelrosen und brennenden Baumkronen“ heißt ihre Arbeit, die jetzt im Berliner Willy-Brandt-Haus zu sehen ist („about last year – Lockdown Photography“, Wilhelmstraße 140 (Kreuzberg), bis 19. September, Eintritt frei mit Zeitfenster, Infos: www.fkwbh.de/tickets).

In Stillleben und Portraits gewähren Annemie Martin und Jana Kießer Einblicke in ihre Träume, Gedanken und Sorgen. Dabei spielen die ersten selbstgenähten Masken eine Rolle, aber auch menschliche Nähe und Distanz. Das Projekt endet mit der Impfung von Jana Martin.

"Es ist genug Angst für alle da"

Holger Biermann, der sonst Menschen in den Städten fotografiert, fand sich plötzlich allein mit seiner Analogkamera auf den Straßen Berlins wieder. Seine Fotos sind wie ein langer Filmstreifen an einer Wand des Ausstellungsraums angebracht. „Es ist genug Angst für alle da“ zeigt die Stadt im Lockdown in detailreichen Nahaufnahmen: der leere Ku’damm, Streetart an Häuserwänden, Menschen mit Klopapierpackungen unter dem Arm. In der Unschärfe der Fotos spiegelt sich die damalige Ungewissheit, das Gefühl des Ausgeliefertseins an einen Stillstand, den niemand vorhergesehen hatte. Eine Welt, in der die Menschen sich wie eingefroren vorkamen.

Die dritte Komponente der Ausstellung ist ein Film des Künstlerinnenkollektivs „The Journal“, ein Zusammenschnitt von Lockdownfotografien aus 75 Ländern. Während im Hintergrund das Lied „We’re living in a strange world“ erklingt, zeigen die Bilder abgeschnittene Haare, Sprüche der Black-Lives-Matter-Bewegung und andere Situationen aus den Tagen von Corona. Das Kollektiv hat sich während der Pandemie gegründet und möchte vor allem festhalten, wie Frauen sie erlebt haben.

Zur Startseite