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Grün auf grün. Die Installation „For Forest“ mit 229 Bäumen.

© Gert Eggenberger/AFP

„For Forest“ in Klagenfurt: Spektakuläre Kunstaktion macht auf Waldsterben aufmerksam

Bäume statt Bälle: Der Schweizer Galerist Klaus Littmann hat sich eine besondere Form des Klimaprotests überlegt. Er macht die Natur zum Entertainment.

Den Wäldern geht es weltweit schlecht. Die verheerenden Großbrände in Sibirien und im Amazonasgebiet waren dafür zuletzt nur ein besonders deutliches Zeichen. Und im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels ein fataler Rückschlag. Gleichzeitig erstarkt derzeit der Wiederaufforstungsaktivismus, denn großflächige Neupflanzungen können hohe Kohlendioxidmengen binden.

Einen künstlerischen Denkanstoß, der genau in diese Richtung geht, setzt derzeit der Schweizer Galerist Klaus Littmann: Er hat unter dem Titel „For Forest“ im Klagenfurter Wörthersee-Stadion 299 Bäume anpflanzen lassen. Ein Hektar Wald, auf dem Rasen, auf dem normalerweise der Zweitligaclub SK Austria Klagenfurt kickt. Wobei das 30 000-Plätze-Stadion für das Team deutlich zu groß ist.

Inspiriert wurde Klaus Littmann von der Zeichnung „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“ des Österreichers Max Peintner. Sie zeigt ein mit Tausenden Menschen gefülltes Stadion, im Hintergrund die Skyline einer postmodernen Großstadt.

Anstatt sich ein Sportereignis anzuschauen, betrachtet die Menge ein Stück Wald. Die Natur als Exponat, als Entertainment. In der Stadt scheint es keine Bäume mehr zu geben, also bezahlt man Eintritt, um ihn zumindest von den Tribünen aus betrachten zu können.

Seit 2001 wird mithilfe von Satelliten die globale Waldzerstörung ausgewertet. Das Ergebnis: Im letzten Jahr wurden weltweit zwölf Millionen Hektar Regenwald zerstört – eine Fläche, die in etwa dem Gebiet von Österreich und der Schweiz zusammen entspricht. Oder auch zwölf Millionen Mal das Klagenfurter Wörthersee-Stadion.

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„For Forest“ ist jetzt schon ein Erfolg. Leonardo DiCaprio teilte ein Foto der Aktion auf Instagram. Aufmerksamkeit brachte zudem eine Aktion der BZÖ, radikalisierter Anhänger des Kärntners Jörg Haider: Sie rückte zur Eröffnung der Installation mit Motorsägen an. Das 2008 eröffnete Stadion war ein Prestigeprojekt ihres im selben Jahr verstorbenen Idols gewesen.

Die FPÖ jammert auf ihrer Homepage darüber, dass das „schönste Stadion Österreichs“ zweckentfremdet werde und der Nationalmannschaft nicht zur Verfügung stehe. Die Kritik der Rechten konzentriert sich vorwiegend auf logistische Aspekte: Der Wolfsberger AC, diesjähriger Überraschungsteilnehmer in der Europa League, muss auf das Grazer Stadion ausweichen.

Die Bäume werden auf den Universitätscampus umgepflanzt

Zudem wurden die Bäume aus verschiedenen Ländern Europas nach Klagenfurt gebracht. Sie würden „für ein sogenanntes Kunstprojekt mit ökologischem Hintergrund missbraucht“.

Der Transport ist in Tat nicht sonderlich klimafreundlich. Dafür sollen die Bäume, die noch bis zum 27. Oktober im Stadion wurzeln, anschließend auf den nahe gelegenen Universitätscampus verpflanzt werden.

Dort können sie dann ihren anreisebedingt großen ökologischen Fußabdruck wieder verkleinern – und dazu beitragen, dass die Natur in Zukunft nicht zu einem Museumsstück wird.

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