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Urlaub mit Pannen: Édouard (Édouard Sulpice), Felix (Éric Nantchouang) und Cherif (Salif Cissé).

© Geko Films

Flotte Sommerkomödie auf der Berlinale: Hitze, Licht und leichte Brise in „A l’abordage“

Der französische Regisseur Guillaume Brac erzählt sein Roadmovie mit spielerischem Witz und ohne kulturelle Stereotypen.

Ein Sommermärchen à la française: Zwei junge Kerle aus Paris erschleichen sich unter Mädchennamen eine Mitfahrgelegenheit in die Rhône-Alpen. Der Fahrer, ein linkischer Typ, der Mamas Limousine fährt, ist wenig begeistert von dem Arrangement. Es braucht Zeit, bis das Trio zusammenfindet, zu unterschiedlich sind die Temperamente.

Der sympathische Draufgänger Félix versprüht Spottlust und gute Laune, er brennt darauf, seine Flamme Alma wiederzusehen, die ihn nach durchtanzter Nacht am Seineufer Hals über Kopf verlassen hatte, um mit den Eltern in die Ferien zu fahren. Die alte Dame, die er in Paris betreut, riet zu dem Überraschungscoup, weil Verliebte unbedingt das Risiko wagen sollten. Sein Kumpel Chérif, ein Sanguiniker, sieht die Tour als unfreiwilligen Urlaub vom Job im Supermarkt. Kein Wunder, dass er souverän zu moderieren weiß, wann immer Félix mit dem pingeligen Muttersöhnchen Édouard über herrlich realitätsnahen Kleinkram aneinandergerät, bis er, fast am Ziel in einem Bergnest am Flüsschen Drôme, eine Autopanne hat und man in unvorhergesehener Konstellation auf dem Campingplatz landet.

Kollisionen einer Reisegesellschaft

Die Hitze, das Licht und die leichte Brise verändern das Trio. Die Sommeratmosphäre ist in Guillaume Bracs Komödie „A l’abordage“ wie ein vierter Hauptdarsteller präsent. In ihrem Fluidum zählt jede scheinbar unbeabsichtigte Geste, erscheint jeder Moment spontan improvisiert, obwohl die Leichtigkeit des Augenblicks mit einem ausbalancierten Drehbuch erarbeitet ist.

Alma erweist sich als launisches Girlie aus dem bürgerlichen Milieu. Die Eltern und weitere Mitglieder der Generation über dreißig sind ausgeblendet. Wohl aber bekommt Alma, die einem Botticelli-Bild entsprungen scheint, mit ihrer älteren Schwester Ärger, weil sie zwar zögerlich den Flirt mit Félix wieder aufnimmt, ihn dann jedoch zugunsten des Bademeisters ignoriert. Die zwei sind einfach nicht füreinander geschaffen. Anders in der Schwebe ist Chérifs zarte Annäherung an eine allein reisende Zeltnachbarin, die ihm ihr Leben erzählt, ehe sie sich fürs Tanzen in der rumpligen Bar am Campingplatz entscheiden.

Alles was in „A l’abordage“ passiert, wurde schon tausend Mal erzählt, und doch hat die kleine Geschichte ihren Zauber. Selbst die Kollisionen der Reisegesellschaft enden in vollendet freundlicher Tonlage, ohne aufgesetzt zu klingen. Nicht zuletzt ist die Beiläufigkeit, mit der Guillaume Brac seinen beiden schwarzen Darstellern Eric Nantchouang (Félix) und Salif Cissé (Chérif) die Hauptrollen in einer Komödie anvertraut, die im rechtspopulistisch orientierten Süden angesiedelt ist, auch ein subversiver Akt gegen die Klischees.
28.2., 16.30 Uhr (International), 29.2., 10 (Cubix 7), 1.3., 22 Uhr (Colosseum)

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