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Nominiert unter anderem: Maxim Biller mit seinem Roman "Sechs Koffer".

© dpa/Matthias Balk

Finalisten Deutscher Buchpreis: Vier Frauen und zwei Männer

Maxim Biller, Inger-Maria Mahlke, María Cecilia Barbetta und weitere: Die Shortlist für den Deutschen Buchpreises 2018.

Man stelle sich einmal vor, Maxim Biller würde am 9. Oktober in Frankfurt am Main tatsächlich den Deutschen Buchpreis gewinnen und eine kleine Dankesrede halten. Die dann womöglich weniger eine des Dankes ist, sondern mehr eine Beschimpfung: der Literaturkritik, weil sie vor zwei Jahren so böse mit seinem Opus magnum „Biografie“ umgegangen ist. Und der deutschsprachigen Literatur, weil Maxim Biller die immer beschimpft, weil er sie als so schlapp und so brav und so ohne Wagemut empfindet.

Vorstellbar ist das schon irgendwie, aber Biller wird sich wohl doch zurückhalten, einfach weil er sich freuen würde, weil auch er den Zuspruch so nötig hat und dieser ihn milde stimmt. Sein Roman „Sechs Koffer“, für den er ja schon viel gelobt wurde, steht jedenfalls auf der am Dienstagfrüh verkündeten, sechs Titel umfassenden Shortlist für den Deutschen Buchpreis. "Sechs Koffer" ist ein feiner, schlanker und trickreicher Roman über die Frage, wer aus der Biller-Familie eigentlich für die Hinrichtung des Großvaters 1960 in der Sowjetunion verantwortlich war, wer diesen womöglich verraten hat. Ein Geheimnis, das Biller am Ende nicht aufklärt.

Auch drauf: Stephan Thome, Nino Haratischwili und Susanne Röckel

Wie Biller sind auch zwei weitere Titel auf der Liste, mit denen vorher zu rechnen war, da sie dann doch aus so manchem literarischen Einerlei herausragen: Zum einen Inger-Maria Mahlkes Teneriffa-Roman „Archipel“, der ein ganzes Jahrhundert insbesondere der spanischen Geschichte in den Blick nimmt. Und der, das ist einer der Clous dieses Romans, rückwärts erzählt ist, von der Gegenwart des Jahres 2015 in die Vergangenheit des Jahres 1919. Er schließt mit den Worten: „Auf die Zukunft“. Zum anderen wurde, wie erwartet, der erst zweite Roman der 1972 in Buenos Aires geborenen und in Berlin lebenden Schriftstellerin María Cecilia Barbetta nominiert, „Nachtleuchten“; ein sprachgewaltiger, in den Grundzügen dem Magischen Realismus verpflichteter Roman über das Argentinien Mitte der siebziger Jahre, am Vorabend des Militärputsches durch den Junta-General Jorge Rafael Videla 1976.

Die anderen drei Bücher auf der Shortlist sind dann auch nicht unbedingt Überraschungen, die Jury hat dieses Mal nach der etwas erratischen Auswahl für die Longlist zielgerichteter gearbeitet. Wundern kann man sich höchstens über die Nominierung für Nino Haratischwilis Tschetschenien-Täterroman „Die Katze und der General“, der bislang bei der Literaturkritik nicht so gut weggekommen ist. Dazu kommen Susanne Röckels „Der Vogelgott“ und Stephan Thomes „Gott der Barbaren“. Wobei Thomes im China des 19, Jahrhunderts angesiedelter Roman abschließend darauf hinweist, dass die Jury wohl glaubt, die aktuelle literarische Erlösung liege in der Vergangenheit und außerhalb Deutschlands. Von dem was seit Jahren in Deutschland passiert, wie ein Land dabei ist, sich politisch mehr und mehr zu polarisieren – auf der Shortlist findet sich davon keine Spur. Vielleicht weist ja Maxim Biller in seiner Dankesrede darauf hin.

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