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Filmemacher: Kultregisseur David Lynch wird 60

Mit seinen düsteren Filmfiguren hat der amerikanische Regisseur David Lynch wenig gemein. Der Spezialist für skurrile Stoffe setzt auf transzendentale Meditation.

Los Angeles - Der Schöpfer knallharter Kultstreifen wie «Eraserhead», «Blue Velvet» und «Wild at Heart» meditiert seit mehr als dreißig Jahren nach der Lehre des Maharishi Mahesh Yogi, dem einst auch die Beatles folgten. Der Filmemacher, der am 20. Januar 60 Jahre alt wird, hat eine Stiftung für «Bewusstseins-basierende Lehre und Weltfrieden» gegründet und setzt auf transzendentale Meditation als Friedensstifter.

Als Kind sei er ein begeisterter Pfadfinder gewesen, bekennt Lynch, der in einer Kleinstadt im US-Staat Montana zur Welt kam und auf dem Land aufwuchs. Von Idylle ist aber nichts zu spüren, wenn Lynch die bizarren Abgründe hinter der netten Fassade der Kleinstadtbürger auf die Leinwand bannt. Schon mit seinem Debütfilm «Eraserhead» (1977) schockierte der Kunst- und Filmstudent mit Horrorszenen und surrealen Bildern. Der als Untergrund-Film geplante Streifen geriet prompt in viele normale Kinos und fand bald eine große Kult-Gemeinde.

Mit «The Elephant Man» festigte Lynch drei Jahre später seinen Ruf als Spezialist für abseitige Stoffe. Der Film über einen fürchterlich verunstalteten Mann, der im victorianischen England als Jahrmarkts- Attraktion vermarktet wird, wurde ein internationaler Kassenerfolg und erhielt acht Oscar-Nominierungen.

Nachdem sein teures Science-Fiction-Epos «Der Wüstenplanet» (1984) an den Kinokassen floppte, kehrte Lynch zu seinen bewährt-skurrilen Stoffen zurück. «Blue Velvet», mit Isabella Rossellini als missbrauchte Nachtclub-Sängerin, wurde schnell zum Kultklassiker. Eine langsame Kamerafahrt in ein abgeschnittenes Ohr auf einer Wiese ist nur der Vorgeschmack für Lynchs Gewaltvisionen.

Für das brutale Road-Movie «Wild at Heart» erhielt Lynch 1990 die «Goldene Palme» in Cannes. Die Kritiker begeisterten sich auch für die Fernsehserie «Twin Peaks», die in einem Holzfällerstädtchen im amerikanischen Nordwesten spielt. Den Thriller «Lost Highway» um einen schizophrenen Killer unterlegte Lynch mit zwei Songs der deutschen Hard-Rock-Band Rammstein, die er zu seinen Lieblingsmusikern zählt.

Mit «The Straight Story» (1999) schuf Lynch seinen vielleicht «normalsten» Film, der eine einfache Geschichte erzählt. Ein alter Mann fährt auf einem Rasenmäher-Trecker wochenlang durch den Mittleren Westen, um seinen Bruder zu besuchen. Mit dem Thriller «Mulholland Drive» wagte sich Lynch im Jahr 2001 ins Großstadtrevier seiner Wahlheimat Los Angeles und holte sich ein weiteres Mal den Regie-Preis bei den Filmfestspielen in Cannes.

Nach dreijährigen Dreharbeiten in Polen und Kalifornien ist Lynch nun mit dem letzten Schliff an «Inland Empire» beschäftigt. Der Film um eine verschwundene Frau am Wüstenrand von Los Angeles soll möglicherweise bei den Filmfestspielen in Cannes im kommenden Mai Premiere feiern.

Lynch, der mehrere Jahre mit Isabella Rossellini liiert war, ist dreifacher Vater. Tochter Jennifer Chambers Lynch trat mit dem Thriller «Boxing Helena» (1994) bereits in seine Fußstapfen. Ihr Debütfilm ist eine perverse Love-Story, in der ein Arzt seine Geliebte durch die Amputation ihrer Arme und Beine an sich binden will. (Von Barbara Munker, dpa)

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