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Philosophieren im Gras. Josef Mattes und Julia Zange als Zwillingspaar.

© Philip Gröning

Film von Philip Gröning im Berlinale-Wettbewerb: Am Badesee liegen und Heidegger lernen

„Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“: Der dritte deutsche Film im Wettbewerb der Berlinale liefert die bislang radikalsten Bilder.

Der Sommer, die Hitze, die Alpen. Die Ameise auf der Haut, die Grille am Kopfhörer, die Finger im Haar, der Wind, das flirrende Licht. Später ein Badesee, ein Feuer in der Nacht. Am Rande des Felds liegt die Tankstelle mit ihrem blutroten Schild, sie ist gut für Bier und Zigaretten und fürs Doch-nicht-nur-zu-zweit-Sein. Dabei genügen sich die Zwillinge Robert (Josef Mattes) und Elena (Julia Zange), sie liegen im Gras, albern herum, tun nichts, lernen Heidegger und Augustinus für Elenas Abi-Prüfung in Philosophie, sie haben das ganze Wochenende, eine Ewigkeit lang. „Denken ist Warten“ oder „Der Grund der Zeit ist die Hoffnung“, über solche Sätze denken sie nach. Und Philip Gröning übersetzt sie in magische, verwunschene Bilder.

Suggestive Kamera, Körperkino: Philip Grönings „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ versammelt die bislang radikalsten Bilder bei den deutschen Wettbewerbsfilmen, Szenen von einer Hyperrealität, die zu Heidegger passt und zur Pubertät, dem Ende der Kindheit. Elena wettet mit Robert, dass sie Sex hat bis Montag, richtigen Sex.

Man möchte selber hin, auf die mythische Wiese, in die Fantasmagorien des Kinos, die Gröning in seinem letzten Film „Die Frau des Polizisten“ aus einem erschütternd realen Phänomen heraus destillierte, der familiären Gewalt. Auch Elena und Robert mutieren am Ende dieser 170 Minuten zu Monstern, zu natural born killers. Weil die Tankstelle (mit Urs Jucker und Stefan Konarske als Wärtern) ihren Tribut fordert, als Hölle der Zivilisation? Weil die Wirklichkeit das Denken killt? Auf Philosophie folgt Amok, der Twist ist schwer zu verstehen.

22.2., 9.30 Uhr (Friedrichstadt-Palast), 14.30 Uhr (Haus der Berliner Festspiele), 21.15 Uhr (Friedrichstadt-Palast), 25.2., 21.15 Uhr (HdBF)

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