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Zu fünft stehen die alten im Gewächshaus

© Neue Visionen Filmverleih

Film "Am Ende ein Fest": Wer früher stirbt

Wie kann man helfen, wenn ein Mensch sein Leben beenden möchte, es aber selbst nicht kann? Der Film "Am Ende ein Fest" wirbt für Verständnis beim Thema Sterbehilfe, macht es sich aber auch nicht zu einfach.

Sterben? Die meisten wollen nicht und tun es plötzlich trotzdem, andere würden gern und laufen jahrelang am Ausgang vorbei. Feinfühlig nähert sich die israelische Tragikomödie "Am Ende ein Fest“ dieser grenz- und altersübergreifenden Problematik. Den Erfolg verdankt der Film von Sharon Maymon und Tal Granit dem derzeit viel diskutierten Thema Sterbehilfe. Andererseits besticht er durch fein dosierten, fast schon spröden Humor, mitten in der Welt der Infusionsschläuche und Klinikflure.

In einer komfortablen Seniorenresidenz in Jerusalem leben Yehezkel (Ze’ev Revach) und seine Frau Levana (Levana Finkelstein), ein paar Apartments weiter sind ihre Freunde Yana (Aliza Rosen) und Max (Shmaul Worf) eingezogen. Yana ist viel allein – ihr Mann liegt in der Klinik nebenan im Sterben, angeschlossen an Geräte, die ein Leben verlängern, das er nicht mehr will. Doch Sterbehilfe ist in Israel – wie in vielen Ländern – verboten, orthodoxen Juden gilt sie als eine Form des Suizids. Nur: Welchen Sinn hat dieses Leiden noch – für den keuchenden, verdrahteten Max und für die vor lauter Schmerz rauflustig gewordene Yana.

Max soll sterben dürfen. Aber seine Geräte einfach abschalten, ihm Tabletten geben, ihn gar im Schlaf mit einem Kissen ersticken? Zu groß ist die Angst vor Strafe, zu schlimm die Gewissensnot, das Schicksal oder Gott zu betrügen. Also tüftelt Bastler Yehezkel vor sich hin und erfindet eine Maschine, so klein, dass sie in einen alten, ledernen Koffer passt. Der Seniorengemeinde spendet sie todlustige Hoffnung: Mit ihr können sich Sterbende selbst die erlösende Spritze setzen.

Blutdruckmesser sorgt für Komplikationen

Für die richtige Dosis sorgt Mitbewohner Daniel (Ilan Dar), früher Veterinär. Ex-Polizist Raffi (Rafi Tabor) vertuscht verräterische Spuren. Kompliziert wird es erst, als das Team bei Max zur Tat schreiten will. Um das Blutdruckmessgerät zu überlisten, muss einer der Sterbebegleiter kurz den Finger in das Oxymeter stecken. Die Folge: ein alarmierender Pfeifton. Denn alle Senioren haben Bluthochdruck, den das Gerät sofort anzeigt.

„Am Ende ein Fest“ fragt nach der Menschlichkeit des Sterbenlassens – und danach, ob sie nur für Familie und Freunde gelten darf. So sieht sich Yehezkel plötzlich in moralischer Bedrängnis, als ihn ein wildfremder Mann bittet, mit der Maschine zu dessen todkranker Frau zu kommen. Und plötzlich ist da die düstere Seite der Sterbehilfe: Was, wenn sie erlaubt wäre? Würden nicht Gauner versuchen, Kapital daraus zu schlagen?

„Leben heißt Leiden“, sagt ein buddhistisches Sprichwort. Und was hieße dann Sterben, das dem Leiden ein Ende macht? „Am Ende ein Fest“ wirbt um Verständnis für Sterbehilfe, verzichtet aber auf simple Antworten. Schließlich hat Stephen Hawking, sagt Levana, „das Universum mit nur einem beweglichen Finger beschrieben“.
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