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Daniel Barenboim.

© Monika Rittershaus

Festkonzert mit Daniel Barenboim: Der Staatsopernchor feiert sein 200-jähriges Jubiläum

Intim und verwehend, voll geballter Energie: Der Staatsopernchor wird 200 Jahre alt und begeistert mit Stücken von Schubert und Bruckner.

200 Jahre Staatsopernchor - ein Grund zum Innehalten und auch zum Feiern, erst recht mitten in einer nicht Pandemie, während der, wie Intendant Matthias Schulz es ausdrückt, Chorsingen teilweise verteufelt wurde als „das gefährlichste Hobby überhaupt“. Zum Festkonzert am Montag wird in der Staatsoper reichlich gesungen, allerdings erst nach der Pause - die Anfangshälfte gehört der Staatskapelle.

Daniel Barenboim, nach einem Rückenleiden wieder im Einsatz, steckt voll gestischer Kraft, sobald er das Podest erklommen und den Taktstock in der Hand hat. Haydns letzte Symphonie Nr. 104 geht so routiniert, immer wieder aber auch inspiriert, mit wendigem, biegsamen Strich über die Bühne. „Dentro non ha tempo“ („Drinnen gibt es keine Zeit“) heißt das anschließende, 15-minütige Werk von Luca Francesconi, eine deutsche Erstaufführung - und wirklich scheint das Stück die Zeit ausschalten zu wollen, mit initialem Schauer aus schmerzhaft hohen Tönen und nachfolgenden breiten, flächigen Klängen voller geballter Energie. Sie werden von fontäneartigen Ausbrüchen vor allem der Bläser strukturiert, die Streicher prägen das Ende mit einer lustigen, ins Streichquartett hinüberreichenden Konversation der Stimmführer.

„Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen“, zitiert Waltraud Meier in ihrer Festrede Yehudi Menuhin und erzählt - die verehrte Sopranistin spricht mit balsamischer Stimme, die man auf der Opernbühne sonst nie zu hören bekommt - von ihren eigenen Erlebnissen mit dem Staatsopernchor: Erstmals gemeinsam hat sie mit ihm nach dem Mauerfall bei einer „Parsifal“-Produktion in der Jesus-Christus-Kirche in Dahlem gesungen. Mit zwei Werken darf dann das gefeierte Ensemble endlich selbst zeigen, was es drauf hat: Intim und verwehend in Schuberts „Gesang der Geister über dem Wasser“ für achtstimmigen Männerchor und Streicher- und dann vor allem in Bruckners „Te Deum“. Ein Werk, in dem es auch darauf ankommt, das Volumen zu managen, die Wechsel vom Massigen ins Leise organisch wirken zu lassen, was Barenboim, Orchester und Chor meistens ganz gut gelingt. Trotzdem gibt es Passagen, in denen das Fortissimo wie ein Tsunami ans Ohr brandet - und den letztlich doch engen Saal der Staatsoper an seine akustischen Grenzen bringt.

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