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A la francaise. Das Pacific Quintet der Eisler-Hochschule auf der Bühne.

© Kai Bienert

Festival für junge Klassik: So war der französische Abend bei Young Euro Classic

Young Euro Classic feiert die französische Musik und bringt etwas zurück, dass Klassikfans während des Lockdowns schmerzlich vermisst haben.

Kaum hat das Pacific Quintet die ersten Töne in den großen Saal des Konzerthauses geschickt, geht es auch schon los mit dem Kopfkino. Dieser Abend des Young Euro Classic-Festivals ist eigentlich der Metropole Paris gewidmet, doch die fünf Musikerinnen und Musiker von der Eisler-Hochschule entführen das Publikum zunächst akustisch in Frankreichs Süden: Mitreißend mediterran, wunderbar lebensleicht wirkt ihr Flow bei Maurice Ravels „Tombeau de Couperin“.

Im rasant schnell genommenen Prélude scheint ein warmer Sommerwind weiße Wattewolken über einen azurblauen Himmel zu treiben, von der wohligen Trägheit beim Dösen in der Mittagshitze erzählt das getragene Menuett.

Die Fähigkeit, Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen, durch Klangfarben die Fantasie zu stimulieren und damit Emotionen auszulösen – das war es war wohl, was die Fans der klassischen Musik während des Lockdowns am schmerzlichsten vermisst haben. Denn ihren vollen Zauber entfalten die Kompositionen nun einmal nur in der Live-Aufführung.

Mit der Pianistin Yundi Xu geht es dann wirklich nach Paris, in die Salons des Geld- und Geistesadels. Eine kunstvolle Künstlichkeit strebt die Chinesin bei ihren Interpretationen an - ob sie nun Satie, Debussy oder Ravel spielt, stets parfümiert sie die Werke durch intensiven Pedalgebrauch.

Wie auf Zehenspitzen dagegen bewegen sich Ronja Macholdt, Marion Ravot und Anna-Maria Wünsch durchs Trio für Flöte, Bratsche und Harfe von Claude Debussy, wodurch das Spätwerk einen nordfranzösisch-nebligen Touch bekommt.

Jahrmarkt-Treiben mit Schmuse-Schwof und Ringelpiez

Zwischen all diesen Beschwörungen impressionistischer Poesie setzt Bilal Alnemr von der Barenboim-Said-Akademie einen harten Kontrapunkt, wenn er sich, beeindruckend selbstbewusst, durch Pierre Boulez zerklüftete „Anathèmes 1“ aus dem Jahr 1991 ackert.

Und dann sind noch einmal die fantastischen Fünf vom Pacific Quintet dran: Im Presto aus Jean Francaix' Bläserquintett entdecken sie ein ländlich-volkstümliches Jahrmarkt-Treiben, mit Schmuse-Schwof und Ringelpiez.
Das Festival läuft noch bis zum 10. August. Infos: www.young-euro-classic.de

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