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Harter Kerl, beachtlicher Schnauzbart: Christian Bale als Captain Blocker (vorne).

© dpa

"Feinde – Hostiles" mit Christian Bale: Im Tal der Bären

Ein langer Ritt: Scott Coopers Film "Feinde – Hostiles" huldigt dem klassischen Hollywood-Western - und demontiert die alten Gewissheiten.

Reisen führen in die Gefahr und manchmal sogar zur Erkenntnis. Zumindest im Kino. Der Western „Feinde – Hostiles“, den Scott Cooper nach einer Geschichte des Drehbuchautors Donald E. Stewart aus den achtziger Jahren gedreht hat, handelt von einer Läuterung. Er spielt 1892, kurz nach den Indianerkriegen. Der Westen und Süden Amerikas wurden blutig befriedet, aber der Hass lodert weiter.

Der Vorspann zitiert D. H. Lawrence: „Die amerikanische Seele ist in ihrer Essenz hart, verschlossen und mörderisch.“ Auf den Army-Captain Joseph Blocker, den Christian Bale mit einem beachtlichen Schnauzbart über ausgezehrten Gesichtszügen verkörpert, trifft die Charakterisierung zu. Er ist ein Killer in Uniform, hat seine ganze Laufbahn hindurch Indianer getötet, „weil es mein Job war“, und liest, vielleicht zur Entspannung, Julius Cäsar im lateinischen Original. Nun soll er – es ist der letzte Befehl vor seiner Pensionierung – den alten krebskranken Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) mitsamt Sippe (Q’orianka Kilcher, Adam Beach, Xavier Horsechief und Tanaya Beatty) aus der Haft in New Mexico nach Montana bringen. Präsident Harrison will Milde demonstrieren, deshalb darf der Häuptling im heiligen Stammesgebiet sterben, dem Valley of the Bears.

Heldentum als Legende

„Feinde – Hostiles“ huldigt dem klassischen Hollywood-Western und demontiert gleichzeitig die alten Gewissheiten des Genres, die Legenden vom Heldentum und der Eroberung als Form der Zivilisierung. Auf ihrem Weg durchquert die kleine Reisegruppe Landschaften von erhabener Schönheit. Der Ritt führt durch die Prärie, durch Halbwüsten, Flüsse und Canyons, einmal reihen sich die Reiter auf ihren Pferden hintereinander zur scherenschnittartigen Silhouette vor einem blassblauen Himmel auf. Es gibt Lagerfeuer, Nächte im Zelt und Nahaufnahmen von Gesichtern, die im Licht einer Petroleumlampe aus dem tiefdunklen Hintergrund herausgemeißelt zu sein scheinen.

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Scott Cooper, der mit seinem County-Drama „Crazy Heart“ Jeff Bridges zum Oscar verhalf, zeigt ein Beinahe-Idyll, in das immer wieder brutalste Gewalt einschlägt. Gleich zu Beginn überfallen Komantschen ein Farmhaus, ihr Angriff erinnert an den größten Western überhaupt, „The Searchers“ von John Ford. Der Farmer sägt Holz, während seine Frau im Haus ihre Kinder unterrichtet. Er hat keine Chance, auch die Kinder sterben, nur ihre Mutter kann sich verstecken. Als sie von Blocker gefunden wird, trägt sie ihr totes Baby wie eine blutige Puppe mit sich herum. Rosamund Pike macht aus ihr eine Stehauffrau, die sich aus Trauer und Trauma in die Barmherzigkeit rettet.

Schurke wird menschlich

Captain Blocker und Häuptling Yellow Hawk haben fortan einen gemeinsamen Feind, die Komantschen. Anfangs fordert der Offizier den Indianer zum Duell heraus, gerne würde er ihn umbringen. Beim Aufbruch lässt er ihn fesseln, später fallen buchstäblich die Ketten. Überleben können die Antagonisten nur zusammen. Unterwegs bekommen sie es auch noch mit einem Soldaten zu tun, der hingerichtet werden soll für etwas, was der Captain ebenfalls getan hat: Mord an Indianern.

Was eben noch zur Kriegsstrategie gehörte, gilt nun als Kapitalverbrechen. Je mehr sich die Truppe Montana nähert, desto stärker leidet der Film an der Überdeutlichkeit seiner Versöhnungsbotschaft. Es reicht nicht, dass Blocker sich vom Schurken zum Mitmenschen wandelt. Er muss es auch verbal zum Ausdruck bringen. Feinde werden Freunde, das war schon bei Winnetou und Old Shatterhand rührselig.

In zwölf Berliner Kinos. OV: Cinestar Sony-Center, Delphi Lux, OmU: Neues Off und Odeon

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