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In der umstrittenen privaten „Kunsthalle Berlin“ am Flughafen Tempelhof läuft derzeit eine Ausstellung von Bernar Venet.

© John Macdougall / AFP

Fehlgeleitete Kunstförderung: Berlin zahlt für private „Kunsthalle“

An der Berliner Künstlerschaft vorbei: Es gibt immer mehr Protest gegen die „Kunsthalle“ im Tempelhofer Flughafen. Auch der Berufsverband übt Kritik.

Gegen die sogenannte „Kunsthalle Berlin“, die vor wenigen Tagen in den Hangars 2 und 3 des Tempelhofer Flughafens eröffnet hat, regt sich immer mehr Protest von Berliner Künstlerinnen und Kulturschaffenden. Auf Instagram und Facebook gibt es Boykott-Aufrufe gegen das Projekt. Auch der Berufsverband Bildender Künstler:innen Berlin (bbk berlin) übt Kritik.

Kritisiert wird in einem Schreiben vom vergangenen Sonntag die „Unter-der-Hand-Vergabe“ der Flächen am ehemaligen Flughafen an den privaten Kulturmanager Walter Smerling. Zunächst hieß es, Smerlings Verein „Stiftung für Kunst und Kultur e.V.“ habe die Hangars für die nächsten zwei Jahre gemietet. Nun berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, Smerling erhalte die Flächen unentgeltlich und die Betriebskosten werden vom Land Berlin subventioniert. Pro Monat würden laut „FAZ“ 50 000 Euro Betriebskosten vom Land Berlin übernommen. „Das sind in 2 Jahren 1,2 Mio. Euro – das Doppelte dessen, was der Landeshaushalt für Kunstankäufe sämtlicher Kunstinstitutionen des Landes vorsieht“, rechnet der bbk vor.

Was die Berliner Künstlerschaft, allen voran die freie Szene, eigentlich gehofft hatte, war, dass die Flächen in Tempelhof von der öffentlichen Hand zur künstlerischen Nutzung für alle Berliner Künstler:innen entwickelt werde. Der Name „Kunsthalle Berlin“ suggeriert, es handele sich um eine öffentliche Institution. Dabei, so sehen es viele, verfolgt Smerling in Tempelhof ein eigennütziges Projekt, das vor allem seinen eigenen und den Interessen seines Netzwerks aus Politikern, Immobilienentwicklern und Kunsthändlern dient.

An der mangelnden Unterstützung und dem fehlenden Gestaltungswillen des Berliner Senats entzündet sich nun auch die Kritik in den sozialen Medien. Menschen mit jeder Menge Ressourcen würden hier unter der wohlwollenden Hand der Politik Ungleichheit weiterführen, heißt es sinngemäß in einem Instagram-Post des Berliner Ausstellungsmachers und Projektraumbetreibers Heiko Pfreundt. Es gehe öffentliches Geld an diese private Kunsthalle, während Berliner Künstler:innen gerade auch in Folge der Pandemie dringend finanzielle Unterstützung durch die Stadt bräuchten, schreibt der Künstler Pierre Granoux. „Hinterzimmerdeals“ müssten künftig ausgeschlossen werden, fordert der bbk berlin verärgert.

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