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Gemeinsam beten. Heiligabend in Jakarta, 2018.

© Agung Kuncahya B./dpa

Faszination Indonesien: Eine Berliner Schau blickt auf die Magie der Südsee

Von Chamisso bis Brecht: Die südostasiatischen Vulkaninseln faszinierten die Europäer. Eine Schau im Roten Rathaus macht klar, warum.

Kürzlich erst hat der Präsident von Indonesien angekündigt, dass man die Hauptstadt des mit über 260 Millionen Einwohnern größten Inselstaats der Welt demnächst verlegen müsse. Von Jakarta auf Java an einen Ort auf Borneo. Wegen des Klimawandels!

Jakarta, die glitzernde Millionenmetropole, versinkt jedes Jahr um 15 Zentimeter mehr im Meer. Überschwemmungen und sich häufende Tsunamis sind zur andauernden Bedrohung geworden. Doch anlässlich des Jubiläums der 25-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Jakarta gibt es in der eher von allerlei Dürren heimgesuchten deutschen Hauptstadt in diesen Tagen zumindest eine symbolische Auferstehung.

Im Roten Rathaus nämlich ist eine kurzzeitige, noch bis zum Wochenende eintrittsfreie Ausstellung zu sehen. Die Deutsch-Indonesische Vereinigung zeigt da im Foyer des Wappensaals im ersten Stocks zusammen mit der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft für Medizin und dem Center for South-East Asian Art eine zum Staunen anregende kleine Schau. Selten hat man auf wenigen Stellwänden mit Reproduktionen von Kunstwerken, Büchern, Grafiken, Fotos und knappen Infotexten so viele Überraschungen aus Geschichte, Wissenschaft, Kultur erlebt.

Asiatische Heilkünste beispielsweise sind bei uns seit Langem beliebt. Aber wussten Sie, dass der erste Bericht über „Hinterindien“ bereits 1509 in deutscher Sprache erschien? Womit der Asienreisende Balthasar Sprenger neben Gewürzhändlern vor allem auch Mediziner in den Archipel zwischen Malaysia und Australien lockte.

So nennt sich ein Teil der Ausstellung „500 Jahre deutsch-indonesische Medizingeschichte“. Kaum erklärte die niederländische Kolonie nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Unabhängigkeit, warb Indonesien aus alter Tradition um deutsche Ärzte und Apotheker, gut 500 sollen dem Ruf damals gefolgt sein.

Indonesiens größter Maler lernte von deutschen Romantikern

Auch zum Humboldt-Jubiläum gibt’s ein Aperçu. Wilhelm von Humboldt wirkte auf dem Wiener Kongress daran mit, dass das von Engländern besetzte Java an Holland ging. Indes war man dort eher am Austausch mit deutschen Wissenschaftlern interessiert. Während sich Alexander von Humboldt über Indonesien durch den fabelhaften Arzt, Geologen und Botaniker Franz Wilhelm Junghuhn informieren ließ (dessen abenteuerliches Leben als „Humboldt von Indonesien“ einen Roman füllen könnte), hat Bruder Wilhelm 1836-38 ein immerhin zweibändiges Standardwerk „Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java“ verfasst.

Selbst waren die Humboldt-Brüder nie in Indonesien. Doch Java, Sumatra, Surabaya hatten einen magischen Klang. Auch für deutsche Dichter von Chamisso bis Brecht. Und umgekehrt hat Indonesiens größter Maler von den deutschen Romantikern gelernt. Raden Saleh (1811-1880), ein javanischer Prinz, lebte lange in Europa, auch in Dresden und Berlin.

Seine tollen Seebilder und wilden Jagdszenen übertreffen jeden Oberflächenreiz orientalistischer Moden. 2018 hatte ein Austausch zwischen Dresden und Berlin im Hamburger Bahnhof an ihn erinnert. Auch Saleh, dessen Gemälde auf Auktionen neuerdings Millionen kosten und der in keinem deutschen Museum hängt, wäre nun eine tiefere Erkundung wert.

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