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Mobbing in der Schule. Lena (Alice Englert) wird für eine Hexe gehalten - und ist auch eine. Weshalb sie Ethan (Alden Ehrenreich) auf Distanz halten muss.

© Concorde

Fantasy-Romanze: Hexen küsst man nicht

Diese Fantasy-Romanze setzt auf den kommerziellen Erfolg der "Twilight"-Serie, will aber mit einem intelligenteren Plot aufwarten: „Beautiful Creatures“ mit Alice Englert in der Hauptrolle. Das Drehbuch basiert auf dem ersten Teil der Romanserie „The Caster Chronicles“, es ist also noch Stoff für Fortsetzungen da.

Die Filme der „Twilight“-Serie waren überragende kommerzielle Erfolge, aber bei der Kritik umstritten. Warum, wird sich Regisseur Richard LaGravanese gesagt haben, soll man deren Erfolgsrezept nicht auf einem höheren Niveau wiederholen, ohne konservative Mutterschaftspropaganda und penetrant durchgestylte Nebendarsteller – und stattdessen zum Beispiel mit Helden, die Bücher lesen?

Das Resultat seiner Bemühungen ist sympathisch, aber nicht sonderlich aufregend und mit 124 Minuten eine halbe Stunde zu lang. Auch in der amerikanischen Produktion „Beautiful Creatures“ geht es um eine Liebe, die nicht gelebt werden darf. Lena (Alice Englert, Tochter der neuseeländischen Filmemacherin Jane Campion), die von ihren Mitschülerinnen gemobbt und als Hexe betrachtet wird, ist tatsächlich eine. Deshalb muss sie Ethan (Alden Ehrenreich) auf Distanz halten. Aber wie soll sie ihm das erklären, wo er sie doch liebt und sie seine Gefühle nach anfänglichem Zögern erwidert?

Reifere Zuschauer können sich an der klassisch britischen Schauspielkunst von Jeremy Irons und Emma Thompson erfreuen. Irons verkörpert Lenas dandyhaften Onkel, der seine Gäste in einem Art-déco-Salon empfängt, Thompson tritt als bigotte Kirchengängerin auf, die nach und nach zur sinnlichen Südstaatenschönheit mutiert. Ein paar Rückblenden erklären, was 150 Jahre vorher im Bürgerkrieg geschehen ist und wie Lena zu einer Untoten geworden ist. Von diesen Rückblenden im „Vom Winde verweht“-Stil hätte der Film ein wenig mehr vertragen.

Das Drehbuch basiert auf dem ersten Teil der Romanserie „The Caster Chronicles“ von Kami Garcia und Margaret Stohl, es ist also noch Stoff für Fortsetzungen da. „Beautiful Creatures“ hat jedenfalls etwas Unfertiges, der Zuschauer gewinnt schnell den Eindruck, dass hier erst einmal Figuren vorgestellt werden sollen, über die er später noch mehr erfahren wird. Beim deutschen Kinopublikum wiederum dürfte die Mitwirkung von Thomas Mann für Lacher sorgen, dessen Name an sechster Stelle im Vorspann erscheint. Ein Namensvetter, ein Jungstar, der unbefangen den Namen des großen Schriftstellers trägt. Womöglich weiß er nicht einmal, dass schon jemand vor ihm so hieß. Und die Zielgruppe von „Beautiful Creatures“ muss es vielleicht auch erst noch lernen.

In 17 Berliner Kinos, OV: Cinestar Sony-Center

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