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Mit dabei. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz.

© imago/Joko

Europaweites Glockenläuten: Ein starkes Zeichen zum Weltfriedenstag

Zusammenhalt demonstrieren: Zum Weltfriedenstag läuten am Freitag die Glocken in ganz Europa. Eine Viertelstunde lang, auch in Berlin.

Einigkeit und Frieden sind gerade in diesen Zeiten sehr erwünscht. Deshalb ist es ein starkes Signal, wenn am morgigen Freitag, den 21. September, zum Internationalen Friedenstag von 18 bis 18.15 Uhr Hunderte von Glocken läuten, in ganz Europa. Von Tallinn bis La Valetta, von Dublin bis Berlin, von Aarhus bis Paris, von Brügge bis Prag, von Köln bis Valencia. Die Aktion unter dem Motto „Frieden sei ihr erst Geläute“ findet im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahrs statt.

Den deutschen Beitrag bei dieser Aktion im Zeichen von Frieden und Versöhnung koordiniert das Deutsche Nationalkomitee für den Denkmalschutz, zusammen mit dem Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken, der Evangelischen Kirche, dem Deutschen Städtetag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund. Zu den hiesigen Teilnehmern gehören der Kölner und der Bamberger Dom, die St.Marien-Kirche in Rostock, St. Michaelis in Hamburg, St. Marien in Flensburg, der Dom St. Petri in Bautzen, die Stiftskirche Stuttgart und die Frauenkirche Dresden, um nur einige zu nennen. In Berlin ist die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche dabei.

Welche kirchlichen  und auch weltlichen  Glocken an welchen Orten erklingen, lässt sich auf der Webseite sharingheritage.de/europaweites-glockenlaeuten nachlesen. Eine interaktive Karte zeigt, wo überall geläutet wird. Die Einträge sind häufig in der jeweiligen Landessprache gehalten, häufig der Eile geschuldet. Einige Teilnehmer schicken einen Link zu einem Audiofile mit, sodass man sich die Glocken schon jetzt grenzüberschreitend anhören kann.

Glocken bergen Gemeinde- und Stadthistorie

Glocken vermitteln Feierlichkeit, Zeitmarkierung und Transzendenz. Ihr voller, immer dunkel grundierter Klang genießt Autorität, sie künden weithin von Krieg und Feuersbrunst und von der Sehnsucht nach Frieden – jenseits der Sprach- und Kulturgrenzen. Mit Glockengeläut wurden die Bürger benachrichtigt, gewarnt, zum Fest versammelt, bei den Katholiken schweigen die Glocken in der Karwoche, bis heute.

Glocken bergen auch Gemeinde- und Stadthistorie: Wer auf einen Kirchturm samt Glockenstuhl steigt, erfährt nicht selten einiges von der Geschichte des Orts. Auf der Webseite lassen sich auch andere Geschichten nachlesen. Der Evangelische Pfarrbereich Brück in Brandenburg berichtet zum Beispiel, dass er seine neu gegossene Friedensglocke mit einem von Pferden gezogenen Planwagen nach Weliki Nowgorod in Russland transportiert. Auf der Glocke steht das Wort „Friede“ in allen Sprachen der Länder, durch die die Reise geht. Am Freitag soll der Wagen die russische Grenze überqueren.

Gemeinsamkeiten entdecken

„Mit dieser europaweiten Aktion erinnert das Themenjahr auch an das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren und den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren und das unermessliche Leid, das diese Kriege über den Kontinent brachten“, sagt Brandenburgs Kulturministerin und Präsidentin des Denkmalschutz-Komitees, Martina Münch. Ein bundesweites Läuten sei ein wunderbares Zeichen. „Dieses gemeinsame Klingen und Schwingen eröffnet die akustische Vision einer europäischen Verständigung ganz anderer Art, die wir dringend nötig haben“, erklärt Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter des Rates der EKD. Der Präsident des Deutschen Städtetages Markus Lewe betont, dass die Städte sich damit ausdrücklich zur europäischen Integration bekennen. Und zur ihrer Bereitschaft, sich dafür zu engagieren.

Was die Glocken-Aktion mit dem Europäischen Kulturerbejahr gemeinsam hat, erläutert Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport. Es geht um das Ziel, „zusammenzukommen und (neu) zu entdecken, was wir gemeinsam haben“. Andernfalls bröckelt das längst bedrohte Fundament, auf dem die Union beruht.

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