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Popstar-König Prince, verstorben am 21. April 2016, hatte schon zu Lebzeiten immer dafür gekämpft, die Kontrolle über seine Musik zu behalten.

© REUTERS

Erster Todestag: Prince-Album gestoppt - Erben klagen

Das Mini-Album mit unveröffentlichten Songs war für diesen Freitag angekündigt. Die Erben klagten dagegen. Ein US-Bundesgericht gab ihnen recht.

Gäste mussten mit ihm spielen. Billard, Tischtennis, Basketball. Bei Prince hing man nicht einfach nur rum. Waren Musikerinnen oder Musiker auf seinem Paisley-Park-Anwesen in Minneapolis zu Gast, lud er sie zu Jamsessions ein. Meistens lief dabei ein Aufnahmegerät. Lenny Kravitz hat nach dem Tod des Musikers vor einem Jahr im „Rolling Stone“ von einer solchen Session berichtet. Prince schnitt alles mit und schenkte dem Kollegen anschließend eine Kassette – die Episode spielt im prädigitalen Zeitalter. „Das ist nur für dich“, sagte Prince. „Ich habe das Mastertape hier und werde es einschließen.“

Es dürfte hunderte dieser von Prince „Mementos“ genannten Bänder geben sowie tausende Stunden weiteren Materials, das er in seinem Privatstudio aufnahm. Ian Boxill war dort lange Toningenieur und hatte offenbar Zugang zu Archivmaterial. Denn pünktlich zum ersten Todestag des Popstars am heutigen Freitag kündigte er ein Mini-Album mit sechs Songs aus den Jahren 2006 bis 2008 an. Vorab brachte er bereits das Titelstück „Deliverance“ heraus, eine Bluesrock-Ballade.

Die Erben klagen, Boxill wolle Princes Aufnahmen ausschlachten

Geht es nach dem Willen der Erben des Musikers, werden keine weiteren Songs veröffentlicht. Die Geschwister und Nachlassverwalter von Prince Rogers Nelson, der mit 57 Jahren gestorben war, reichten Klage gegen Ian Boxill ein. In der Klageschrift heißt es, der einstige Mitarbeiter wolle die Aufnahmen „ausschlachten, die unrechtmäßig in seinem Besitz“ seien. Der Toningenieur habe gegen eine von ihm unterzeichnete vertrauliche Vereinbarung verstoßen, nach der die Lieder „im ausschließlichen Besitz“ des Musikers verbleiben. Ein Bundesrichter erließ eine einstweilige Verfügung gegen Boxill. Das bereits von vielen Fans vorbestellte Album wird von Streaming- und Download- Plattformen nicht mehr angeboten.

Prince hatte in seiner Karriere lange Auseinandersetzungen mit der Plattenindustrie, weil er die Kontrolle über seine Musik behalten wollte. Boxill wollte „Deliverance“ auf einem unabhängigen Label herausbringen und die Erlöse größtenteils in den Nachlass fließen lassen. Dennoch ist zweifelhaft, ob das im Sinne des Perfektionisten Prince gewesen wäre. Dass Ian Boxills Vorhaben nun erst mal gestoppt ist, heißt nicht, dass es keine posthumen Prince-Alben geben wird. Die Erben können durchaus jemanden autorisieren, aus dem nachgelassenen Material etwas auszuwählen und fertig zu produzieren. So lief es von 2Pac über Michael Jackson bis hin zu Amy Winehouse noch bei jedem toten Popstar.

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