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Das Werk "Gypsyland Europa" von Damian Le Bas.

© Damian Le Bas

Erste Roma Biennale in Berlin: Jenseits der Folklore

Von Roma-Künstlerinnen und -Künstlern aus Europa organisiert - die erste Roma Biennale findet im Gorki Theater statt.

Als der britische Künstler Damian Le Bas 2007 im ersten Roma-Pavillon bei der Biennale in Venedig seine Bilder zeigte, kam ihm die Idee zu einer Roma Biennale. Ob er damals schon ahnte, dass es in Venedig bei dem einen Mal bleiben sollte? Zehn Jahre vergingen, bis die Idee, die er zusammen mit seiner Frau Delaine Le Bas entwickelt hat, Gestalt annahm. Anlässlich des Welt-Roma-Tags am 8. April findet nun die erste Roma Biennale im Gorki Theater statt. Damian Le Bas wird nicht mehr dabei sein können, er verstarb unerwartet im vergangenen Dezember.

Nun führt seine Frau, die ebenfalls in Venedig ausstellte und zuletzt das Bühnenbild für Yael Ronens Stück „Roma Armee“ am Gorki schuf, die Verwirklichung seines und ihres Traums weiter. Gemeinsam mit dem Schauspieler und Roma-Aktivisten Hamze Bytyci übernahm sie die künstlerische Leitung des viertägigen Festivals, das in Kollaboration mit dem Kulturverein Romatrial e.V. und dem Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas entstand. Die Biennale soll zeigen, was noch zu selten zu sehen ist: zeitgenössische Kunst der Roma-Communities jenseits von stereotypen Erwartungen wie Folklore-Tänze und Gitarrenmusik.

Auch Sexismus, Homophobie und Rassismus werden thematisiert

Dazu gehört auch die Einbindung feministischer und queerer Roma-Bewegungen. Diese Themen seien viel zu lange vereinfacht worden, sagt Le Bas. Die Angehörigen der größten Minderheit Europas – 10 bis 12 Millionen – sind nicht nur Opfer von staatlicher Ausgrenzung und Unterdrückung, sie sind auch mit Sexismus, Homophobie und Rassismus von Nicht-Roma und innerhalb ihrer Community konfrontiert. Auch wenn das kein besonders schöner gemeinsamer Nenner ist, steckt darin großes Potenzial für einen Austausch auf Augenhöhe. Wir müssen reden – darauf legen die Veranstalter Wert. Bereits das Motto der Roma Biennale „Come out now!“ ist ein Appell an alle, sich in Solidarität zu üben. Gelegenheit dazu gibt es unter anderem während der Auftaktveranstaltung „Lange Nacht des Coming Outs“, bei der etwa der DJ, Videokünstler und Queer-Aktivist László Farkas aus Ungarn zum ersten Mal als Drag performen wird. Farkas hofft, wie viele der teilnehmenden Künstler, dass die Biennale in diejenigen Länder Europas ausstrahlt, in denen die Situation derzeit besonders düster ist.

Maxim Gorki Theater, 7. bis 10. April

Ina Hildebrandt

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