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Kultur: Erich Kästners erster Roman für Erwachsene - "Fabian" von 1931 ist ein Klassiker

Berlin ist ein Moloch: "Im Osten residiert das Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im Norden das Elend, im Westen die Unzucht, und in allen Himmelsrichtungen wohnt der Untergang." So sieht es Jakob Fabian.

Berlin ist ein Moloch: "Im Osten residiert das Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im Norden das Elend, im Westen die Unzucht, und in allen Himmelsrichtungen wohnt der Untergang." So sieht es Jakob Fabian. Der 32-jährige Germanist treibt haltlos durch die Stadt, in der er nacheinander die Arbeit, die Geliebte und den besten Freund verliert. In seinem ersten Roman für Erwachsene zeichnet Erich Kästner ein facettenreiches Porträt Berlins am Ende der Weimarer Republik. Er leuchtet in dunkle Ecken und lässt dubiose Charaktere auftreten: Mit Egoismus und Witz schlagen sich ein obdachloser Erfinder, eine lesbische Bildhauerin und ein zynischer Redakteur durchs Leben. Für den Moralisten Fabian, der auf den "Sieg der Anständigkeit" hofft, sind sie jedoch verrottet. Kästners neusachlicher Roman gehört zur Gattung der Berlin-Romane, denen Alfred Döblins "Berlin Alexanderplatz" Anfang der 20er Jahre den Weg gebahnt hatte. Dieses Genre erlebt derzeit eine Renaissance, allerdings ohne die in "Fabian" verbreitete Endzeitstimmung. Mit seinen genauen temporeichen Beschreibungen traf Kästner den Geschmack der Zeit: Er bekam überwiegend freundliche Kritiken, und das Buch verkaufte sich innerhalb weniger Monate dreißigtausend Mal - Pop für eine untergehende Republik.

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