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Siegfried Matthus im Heckentheater des Schlossparks Rheinsberg.

© Kalaene/dpa

Er prägte das Musiktheater der DDR: Der Komponist Siegfried Matthus ist tot

Im Alter von 87 Jahren ist der Komponist Siegfried Matthus verstorben. Er wurde auch als Gründer der Kammeroper Schloss Rheinsberg bekannt.

In der DDR gehörte er zu den prägenden Komponisten: Als 1985 die Dresdner Semperoper wiedereröffnet wurde, stand eine Uraufführung von Siegfried Matthus auf dem Spielplan, an der Komischen Oper Berlin inszenierten Regiestars wie Harry Kupfer und Götz Friedrich seine Werke. Der 1934 in Ostpreußen geborene Künstler konnte seine Karriere aber auch nach der Wende fortsetzen. Insgesamt umfasst sein Werkverzeichnis über 600 Titel.

Ein Meisterstück anderer Art ist Siegfried Matthus zudem mit der Kammeroper Schloss Rheinsberg gelungen. Am Musenhof der Preußenprinzen veranstaltete er seit 1991 allsommerlich ein mehrwöchiges Musiktheaterspektakel, das mehr als 20 000 Besucher anzieht.

Auf der Flucht vor den heranrückenden Russen war die Bauernfamilie Matthus bis ins Ruppiner Land gekommen, im beschaulichen Rheinsberg kommt der 1934 geborene Siegfried aufs Gymnasium. Mit 16 Jahren übernimmt er die Leitung des Schulchores, erste Kompositionen entstehen, mit seiner Geige tingelt der Teenager über die Dörfer, lässt sich in Naturalien bezahlen.

Die Komische Oper war zuerst seine künstlerische Heimat

1952 besteht Matthus die Aufnahmeprüfung an der Berliner Musikhochschule, wird Meisterschüler Hanns Eislers. 1962 erlebt der 28-Jährige an der Komischen Oper die Uraufführung seines ersten sinfonischen Werks: Liebeslieder für Sopran und Orchester, die er seiner frisch angetrauten Frau gewidmet hat.

Am Pult steht ein ebenfalls noch ziemlich junger Maestro: Kurt Masur. Zwei Jahre später erhält Matthus an dem Haus die erste Festanstellung, lernt das Musiktheaterhandwerk im Epizentrum der Bühneninnovation.

Privat dagegen zieht es ihn eher an die Peripherie.In Stolzenhagen bei Wandlitz, entdeckt er ein verwildertes Seegrundstück mitten im Wald. Erst gibt es nur eine Datscha, später wird ein Einfamilienhaus daraus. Mit einem seiner eindrücklichsten Werke wird im August 1991 die Kammeroper Schloss Rheinsberg eröffnet: Vor der Kulisse des damals noch als Sanatorium genutzten Schlosses macht „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ mächtig Eindruck.

In Rheinsberg herrschte er wie ein Sonnenkönig

Doch Matthus hat das Festival nicht nur zum eigenen Ruhm gegründet. An dem Ort, der Schauplatz seiner ersten musikalischen Schritte war, will er jungen Talenten die Chance geben, Erfahrungen mit dem Opernbetrieb zu machen. Und die Nachwuchskräfte nehmen das Angebot nur zu gerne an: Hunderte strömen alljährlich zu den Vorsingen, nach 23 Sommern kann Matthus stolz verkünden, dass es weltweit kaum eine renommierte Bühne gibt, an der nicht schon ehemalige Teilnehmer seiner Sängerschule aufgetreten sind.

Nach Jahren des finanziellen Ringens kann zur Jahrtausendwende endlich das für 23 Millionen Euro wieder aufgebaute Schlosstheaterchen von 1774 eingeweiht werden. Zusammen mit dem barocken Heckentheater ist es seitdem Hauptspielort der Kammeroper. In seinem Reich regiert Siegfried Matthus wie ein Sonnenkönig. Und so verwundert es kaum, dass er seinen Sohn Frank zum Nachfolger bestimmt. Als die Politik einige Jahre später aber entscheidet, den Intendantenposten an Georg Quander zu vergeben, bricht Matthus grollend den Kontakt zu "seinem" Festival ab. Zu einer Versöhnung ist es leider nicht mehr gekommen. Im Alter von 87 Jahren ist der Komponist jetzt in Stolzenhagen verstorben.

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