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Aaron Jerome alias SBTRKT versteckt sich bei Auftritten hinter einer Maske.

© Beggars

Elektromusiker SBTRKT live in Berlin: Trümmer mit Bass

Der britische Elektromusiker SBTRKT jongliert im Berliner Astra Kulturhaus mit seinen Track - und hat wieder seine bunte Maske auf dem Kopf.

Aaron Jerome, der unter dem Pseudonym SBTRKT agiert, ist einer der großen Visionäre der kontemporären Elektronik. Auf zwei Alben, die beim geschmackssicheren Young-Turks-Label erschienen (The XX, FKA Twigs), öffnete er die Grenzen des Genres, verband Dubstep mit House, entschleunigter Elektronik und Hip-Hop. Dabei unterstützten ihn Vokalisten wie Ezra Koenig von Vampire Weekend, der Multiinstrumentalist Sampha, die US-Indieband Warpaint oder die britische Sängerin Jessie Ware. Sie waren es, die dafür sorgten, dass Elektro auf den Tonträgern neu kontextualisiert wurde, dass aus Tracks Songs wurden.

Live muss SBTRKT (gesprochen: Subtract) all das neu verhandeln, denn nichts ist redundanter als elektronische Musik, die in Konzertsituationen keine neuen Erkenntnisse liefert. Im gut gefüllten Astra Kulturhaus bedient er sich dabei eines nicht uninteressanten Kniffes: Er nimmt die Gesangsspuren der meisten Tracks als Interpretationsflächen, um die er gemeinsam mit zwei Begleitmusikern an einem umfangreichen Park aus verschiedensten Keyboards und Synthies, Computern und Schlaginstrumenten seine Soundlandschaften gruppiert.

Überzeugend ist das vor allem dann, wenn er vom Bekannten abweicht, wie etwa in „Look Away“. Um Caroline Polacheks (Chairlift) aus dem Off herbeiwehende Vocals schichtet und türmt er eigenartig anheimelnde Landschaften aus elektronischem Psychedelic-Drohne, die er irgendwann lustvoll zusammenfallen lässt, um schließlich die Trümmer mit mächtiger Bassmusik zusammenzuschieben. Schwierig wird es indes, wenn solche Neubestimmungen des Materials fehlen, wenn Jerome mit seiner Maske – die ihn wie ein Hybrid aus einem Maya-König und Puck, der Stubenfliege, aussehen lässt – nur den Conférencier gibt, der Bekanntes herunterdirigiert, während Laserstrahlen den Hallenhimmel zerteilen.

Klar, wie er Tracks wie „Higher“ in den Saal schleudert, das ist Disco. Und das Publikum – sehr international, Insignien: Dutt, Turnbeutel, Joint – ist prinzipiell angetan. Es tanzt dennoch lediglich zaghaft. Wahrscheinlich ist die Situation zu frontal zu Rockkonzert-mäßig. Und ein wenig wünscht man sich zurück in die Zeiten, in denen die Clubs, in denen SBTRKT spielte, kleiner waren und Sampha noch Teil des Live-Ensembles war.

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