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Spektakuläre Lightshow: Die Musik im Inneren der Elbphilharmonie wird per Algorithmus in Lichtspiele auf der Fassade umgesetzt.

© Reuters/Fabian Bimmer

Elbphilharmonie: Es ward Licht und Ton

Das Warten hat ein Ende: Am Abend wurde Hamburgs neuer Konzertsaal mit einem Staatsakt eingeweiht.

Das Wetter ist eisig – und die Sicherheitsbestimmungen sind eisern. Nach dem Terroranschlag vom Berliner Breitscheidplatz müssen sich die Besucher bei der Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie einer intensiven Kontrolle unterziehen. Der Personalausweis oder Reisepass sei „zu jeder Zeit" mit sich zu führen, wurden die Gäste beim wichtigsten Kulturevent des Jahres im Vorfeld ermahnt. Größere Taschen oder Koffer dürfen nicht aufs Gelände, das technische Gerät der Radio- und Fernsehteams wird am Eingang einem Funktionscheck unterzogen. Bereits ab 15 Uhr waren die Zufahrtstraßen zum Komplex an der westlichen Spitze der neuen Hafencity für den allgemeinen Verkehr gesperrt, das hauseigene Parkhaus der Elbphilharmonie wurde gar nicht erst geöffnet.

Der Bau kostete 798 Millionen Euro – etwa zehnmal so viel wie ursprünglich veranschlagt

Weil Joachim Gauck im Berliner Schneechaos aufgehalten wurde, beginnt die Eröffnung mit einer halben Stunde Verspätung um 19 Uhr. Neben dem Bundespräsidenten sind auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz sowie der Architekt Jacques Herzog dabei. Aus dem Kulturbereich kommen der Regisseur Fatih Akin sowie die Schauspieler Hannelore Hoger, Charly Hübner, Sibel Kekilli und Armin Mueller-Stahl.

Gauck würdigte die Elbphilharmonie als „Schmuckstück der Kulturnation Deutschland". Dieses „Amphitheater der Tonkunst" sei zugleich „ein Bau, der unserer offenen Gesellschaft entspricht", sagte er. Er rügte allerdings auch die Beamten, die für die jahrelangen Bauverzögerungen verantwortlich waren. Nun wolle das neue Konzerthaus „ein Haus für alle sein", sagte Gauck, die Eröffnung sei ein „Feiertag des Bürgersinns." Im Saal konnten dann auch neben der Prominenz und den hanseatischen Honoratioren 1000 ganz normale Bürger der Stadt Platz nehmen. Denn für das Eröffnungskonzert war die Hälfte aller zur Verfügung stehenden Tickets verlost worden – unter 220000 Teilnehmern aus aller Welt.

Welche Werke das NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Thomas Hengelbrock für das Publikum spielen würde, wurde bis zum Mittwoch strikt geheim gehalten. Lediglich die Uraufführung einer neuen Komposition von Wolfgang Rihm wurde zuvor bekannt gegeben. In dem rund dreistündigen Konzert zeigte das Orchester dann mit Werken vom 16. bis zum 21. Jahrhundert die ganze Vielseitigkeit der Musikgeschichte. Es spielte Beethovens „Ode an die Freude" und Wagners Ouvertüre der Oper Parsifal sowie Musik des Hamburger Komponisten Johannes Brahms. Mit besonderer Neugier erwarteten die Zuhörer die Akustik des neuen Konzerthauses. Sie erwies sich als brillant und warm und löste alle freudigen Erwartungen ein.

Im Anschluss an das Konzert sollte es noch einen Empfang in den Foyers geben. Alle Hamburger, die kein Ticket für den Festakt ergattert hatten, konnten sich am Abend an der Illumination ihres neuen, 110 Meter hohen Wahrzeichens erfreuen. Besonders gut war die Lichtinszenierung an der Süd- und Westfassade des Hauses von der gegenüberliegenden Seite der Elbe zu sehen - dort, wo sich der Containerhafen befindet und die Stage Entertainment zwei Musicaltheater betreibt - sowie von den Landungsbrücken aus.

Eine Lightshow macht die Musik im Saal auf der Außenfassade sichtbar

Die von der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt entwickelte Lightshow machte die im Saal erklingende Musik auf der Außenhaut der Elbphilharmonie sichtbar. Die einzelnen Instrumentengruppen wurden dafür jeweils per Mikrofon aufgenommen und über eine Datenautobahn in eine Box geleitet, in der ein eigens entwickelter Algorithmus die Töne in Muster umsetzte. Die Linien, Formen, Farben, Verläufe, Kurven und Silhouetten wurden über 27 Hochleistungsbeamer auf die Fassade projiziert, außerdem kamen 800 Scheinwerfer zum Einsatz.

Während das neue Westin Grand Hotel mit 244 Zimmern im östlichen Teil der Elbphilharmonie zum Eröffnungstermin schon lange ausgebucht war, sind von den 44 Wohnungen in der Spitze des Gebäudekomplexes noch nicht alle verkauft. Zu haben sind noch Luxusapartments zwischen 160 und 400 Quadratmetern Größe. Die Preise für die Immobilien in den Etagen elf bis 26 liegen zwischen 15.000 und 35.000 Euro – pro Quadratmeter.

Dass die Elbphilharmonie künftig den Hamburger Michel als Wahrzeichen der Stadt verdrängen könnte, glauben viele – nur Alexander Röder, der Hauptpastor der St.-Michaelis-Kirche nicht: „Ich freue mich auf die Elbphilharmonie", erklärte er jetzt. Um den Rang des Michel aber habe er „keine Angst": Der werde „immer das Wahrzeichen der Stadt bleiben".

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