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Im Video zu „Grille“ reiten die Orsons mit einer Meerjungfrau auf Garnelen.

© Universal

Eine rauschende Party: Die Orsons feiern im Berliner Huxleys

Kaum Experimente, massentauglich. So vielen die Urteile zum Album „Orsons Island“ aus. Doch live in Huxleys Neue Welt zeigen die Songs ihr volles Potenzial.

Moshpit, Arme in der Luft und ein Meer von Feuerzeug- und Taschenlampenlichtern. Die Orsons zelebrieren im ausverkauften Berliner Huxleys Neue Welt eine phänomenale Performance in ihrer Partykirche. Dabei war es lange ruhig gewesen bei dem Quartett. Das letzte gemeinsame und bisher erfolgreichste Album „What’s Goes“ erschien 2015. Danach brachten Maeckes, Tua und Kaas Soloalben heraus – bis die Stuttgarter Gruppe in diesem Jahr mit „Orsons Island“ zurückgekommen ist.

Ein Album über die große Suche nach der persönlichen Insel. Eingeteilt in vier Kapitel, widersetzen sich Die Orsons mit klugen, zynischen, aber trotzdem auch lustigen Texten weiterhin dem Deutschrap- Mainstream. So fragen sie in „Dear Mozart“ posthum den Komponisten, was er von Autotune, der Entwicklung von Deutschrap und der aktuellen Weltlage hält.

Andererseits klingt „Orsons Island“ mit einfachen Refrains, viel Dancehall und Trapeinlagen massentauglicher als jedes Orsons-Album zuvor. Man erkennt klar die Zugehörigkeit zum Label Chimperator, bei dem auch der erfolgreiche Masken-Rapper Cro unter Vertrag ist. Experimentelles ist kaum zu hören, das Album überwältigt keineswegs.

Dafür aber die Live-Performance. Die Orsons schaffen es ab dem ersten Song „Grille“ das Publikum mit ihrer atemberaubenden Bühnenpräsenz einzusaugen. In den zwei Stunden besteht eine gute Balance zwischen alten Stücken und dem neuen Album. Irre lustige Unterhaltung wird gepaart mit Oldschool-Rap und Gitarren-Balladen.

Als Intro für den neuen Song „Schneeweiß“ bauen sie eine schaurige Atmosphäre mit düsterem Licht, Skelettpuppen und einem eingespielten Greta-Thunberg-Sample auf. Ab Kaas’ Anfangszeilen „Von hier aus geht es nur bergab, ich weiß nicht, was ich noch hab’“ entwickelt sich das Stück zu einem überraschenden Highlight des Abends.

Musikalische Nähe zu Deichkind

Es ist kein Größenwahnsinn, dass sich Die Orsons in „Nummer warte mal“ mit Deichkind vergleichen, schließen sie doch an deren schlauen, aber auch unterhaltsamen Deutschrap an.

Bei der Zugabe steht das Publikum verschwitzt zusammen und singt im Lichtermeer die wunderschönen Zeilen des Klassikers „Jetzt“: „Sollten unsre Kinder irgendwann mal meckern ,Früher war alles viel besser!’ Dann mein’ sie damit jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt“. Die restliche Energie wird dann beim gemeinsamen Durchdrehen zum Hit „Schwung in der Kiste“ verbraucht.

Ein überwältigender Auftritt, bei dem Die Orsons zeigen, dass sie sich weiter der breiten Masse öffnen, dabei aber ihre alten Fans behalten haben.

Jean Dumler

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