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Lauschiges Plätzchen. Diese Holzbank sieht gut aus und trotzt jedem Wetter. Wie geschaffen für einen deutschen Garten.

© mauritius images/Andreas von Einsiedel

Eine kleine Kulturgeschichte der Sitzbank: Zum Träumen gebaut

In einem schönen Garten darf eine Bank nicht fehlen. Ein Buch präsentiert jetzt viele Beispiele fürs Sitzmöbel – zum Selbermachen.

Eleganz im Grünen: Die Dame sitzt im cremeweißen langen Kleid auf einer Bank. Auf dem Kopf trägt sie einen hellen Sommerhut, vielleicht aus Stroh. Ihr rechter Arm ruht anmutig auf der Lehne, neben der Frau ist viel Platz auf dem hölzernen Sitzmöbel. Vielleicht erwartet sie noch eine Freundin ... 1916 hat Max Liebermann sein Gemälde „Die Gartenbank“ fertiggestellt. Zu bewundern ist es dort, wo es entstand: in der Liebermann-Villa in Wannsee.

Bänke spielten immer eine wichtige Rolle in der Kunst. Claude Monet etwa malte seine Frau Camille, sitzend, oder besser: thronend, auf einem schön geschwungenen, dunkelgrünen Holzmodell. Neben ihr auf der Bank liegt ein reizend gebundenes Blumensträußchen, im Hintergrund prunken Büsche mit üppigen Blüten. Die Szenerie wirkt zu großzügig für einen privaten Garten, vermutlich hat Monet ein Park in Frankreich zu diesem Bild inspiriert. 1837 ist es entstanden und hängt heute im Metropolitan Museum of Art in New York.

Bänke waren unverzichtbar für Wanderer und Flaneure. Theodor Fontane etwa befand: „Ich bin immer, auch im Leben, für Ruhepunkte. Parks ohne Bänke können mir gestohlen bleiben.“ Grund genug, im „Fontanegarten“ der Landesgartenschau in Wittstock (noch bis zum 6. Oktober) bequeme Bänke aufzustellen. Solche, auf denen man lange verweilen und ins Träumen kommen möchte.

Griechen sitzen offenbar lieber auf Stühlen

Bänke wurden und werden aus unterschiedlichsten Materialien gefertigt. Aus Stein zum Beispiel, aus Beton oder Stahl. Die meisten Varianten aber sind aus Holz.

Parks ohne Bänke können mir gestohlen bleiben

Theodor Fontane

Diverse Modelle werden in verschiedenen Größen, lasiert oder lackiert, mit Lehne oder ohne, in den einschlägigen Gartencentern angeboten. Wer seine ganz individuelle Bank haben will, legt selbst Hand an. 60 (!) Bauanleitungen finden sich in dem Buch „Bänke aus Holz“ (Haupt Verlag, Bern 2019, 224 Seiten, 29,90 Euro), das die Zwillingsschwestern Antje und Susann Rittermann, die eine Holzbildhauerin, die andere Textildesignerin, jetzt vorgelegt haben.

An verschiedenen europäischen Orten haben sich die beiden umgesehen und dort viele Anregungen gefunden. Besonders Amsterdam konnte punkten. „So bunt und vielfältig wie die Stadt sind ihre zahlreichen Bänke“, loben die Autorinnen. Vor vielen kleinen Läden oder auch Wohnhäusern stellen die Holländer Sitzmöbel auf. Klassisch sei der Gebrauch von Abfallholz, das die Leute aus Containern oder auch dem Sperrmüll ziehen.

Unikat. Das Material für diese Bank wurde im Wald gefunden.
Unikat. Das Material für diese Bank wurde im Wald gefunden.

© Antje Rittermann

In Athen dagegen sind Bänke rar, Griechen sitzen offenbar lieber auf Stühlen. Eine weiß gestrichene Bank als Ausnahme aber, entdeckt in Monastiraki, hat es den beiden angetan. Achmed, ein Tischler aus Syrien, hat die pfiffige Konstruktion aus quer- und umlaufenden Leisten 2016 in Athen gefertigt – und sie seiner Flüchtlingshelferin geschenkt.

Unerwartet als auffällige „Bankenstadt“ kommt Halle an der Saale daher: Bedingt durch die Kunsthochschule leben hier viele Kreative, die Läden und Restaurants bunte, ungewöhnlich designte Sitzmöbel vor die Türen stellen.

In Berlin fallen Baumscheibenbänke der Gentrifizierung zum Opfer

Berliner dagegen sitzen gern im Grünen. Und wenn weder Garten noch Park in der Nähe sind, basteln sie sich Bänke rund um einen Straßenbaum. „Am Vorhandensein von selbstgebauten Bänken auf der Straße lässt sich gut der Gentrifizierungsgrad ablesen. Sind die Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt, verschwinden auch die selbstgebauten Bänke von den breiten Gehwegen vor den Gründerzeithäusern“, schreiben die Autorinnen. Wo es sie noch gebe, befänden sich „letzte Widerstandsnester“.

Während die Baumscheibenbänke also selten lange halten und daher aus billigem Material gefertigt sind, sollte der Bau einer Gartenbank sorgfältig geplant sein. Zunächst muss der Standort ausgewählt werden. Auf einer Wiese im Schatten stehend drohen der Bank Feuchtigkeit und Staunässe. Das robusteste Holz in Mitteleuropa stammt von der Robinie, aber auch Lärche, Eiche oder Douglasie sind wetterbeständige Hölzer.

Schlichter geht es kaum. Hier ruht die Platte zum Sitzen lässig auf zwei Steinen.
Schlichter geht es kaum. Hier ruht die Platte zum Sitzen lässig auf zwei Steinen.

© Antje Rittermann

Einfache Bänke, nur mit einer Sitzfläche und Beinen, die sie tragen, sind relativ schnell zu bauen. Auch da gibt es allerdings viele Varianten, die im Buch jeweils mit Foto und Beschreibung vorgestellt werden. Bestechend, aber schwieriger zu bauen, ist eine stabile Bank, ganz ohne Winkel und Schrauben. Der Clou: Zapfenverbindungen.

Für den Garten sollte es natürlich schon eine Bank mit Lehne sein. Die meisten Menschen, so fand man heraus, bevorzugen dabei einen Neigungswinkel von 10 bis 15 Grad. Ein bequemer Hingucker zwischen Büschen wäre zum Beispiel eine Bank aus Kantholz. Die Einschätzung in der Bauanleitung lautet optimistisch: „Sind die schrägen Winkel für die Beine, Querzargen und Querstreben exakt gesägt, ist die Bank recht schnell zusammengeschraubt.“

Richtig cool: eine Bank aus alten Skateboards

Wer es rustikal mag, zimmert sich eine Bank, deren Sitzfläche aus einem halben Baumstamm gefertigt ist. Der Stamm ruht rechts und links auf zwei dicken Balken, zwei hineingepflockte Rundhölzer geben einem Brett als Lehne Halt. Diese Bank aus unbehandeltem Lärchenholz ist wetterfest und verspricht eine lange Lebensdauer.

Antje und Susann Rittermann: Bänke aus Holz. 60 Bauanleitungen und Geschichten.
Antje und Susann Rittermann: Bänke aus Holz. 60 Bauanleitungen und Geschichten.

© Cover: promo

Wer zur Lehne noch Armstützen möchte, braucht oft mehr Zeit für sein Werkstück. Eine azurblau gestrichene Bank aus Gerüstbohlen fanden die Autorinnen in Amsterdam. Wer sie nachbauen will, brauche aufgrund der „Ausklinkungen im Steg“ handwerkliches Geschick, raten die Autorinnen. In Amsterdam stand der blaue Hingucker auf dem Trottoir, aber wie toll würde diese blaue Bank aussehen, Ton in Ton gerahmt von Hortensiensträuchern?

Gut im Bauerngarten macht sich ein Unikat, gefertigt aus vergrautem Lärchenholz und wild gebogenen Robinienästen. Richtig cool fänden Jugendliche vermutlich eine bunte Bank aus alten Skateboards. Bei dem schönen Teil ist die größte Herausforderung: Wo treibt man 40 kaputte Skateboards auf?

Nach all den vielen Bankbeispielen, die das Buch versammelt, fragt man sich, wie man überhaupt ohne so ein Sitzmöbel im Garten verweilen kann. Oben drüber eine schattenspendende Baumkrone, links ein paar Rosenbüsche, auf der breiten Lehne eine Tasse Tee und in der Hand einen spannenden Roman. Schöner lässt sich ein Sommertag nicht verbringen. Einzige Voraussetzung für die Bank, Marke Eigenbau: Zwei linke Hände verbieten sich.

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