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Nicht so sicher wie gedacht. Das Juwelenzimmer im Grünen Gewölbe des Dresdner Schlosses.

© picture alliance/Sebastian Kahnert/zb/dpa

Einbruch in Grünes Gewölbe: Dresdens Glanz sollte gesichert sein „wie Fort Knox“

Das „Grüne Gewölbe“ wurde nicht zuletzt zur Sicherung vor Diebstahl erbaut. Knapp 300 Jahre haben die Juwelen überstanden – bis zum Einbruch am Montagmorgen.

Dresdens Glanz geht zurück auf den sächsischen Kurfürsten und zugleich polnischen König August genannt „der Starke“. Er ließ ab 1723 eine Schatzkammer im Erdgeschoss des Residenzschlosses einrichten, die nach der malachitgrünen Wandbemalung einiger Räume als „Grünes Gewölbe“ bekannt ist. Die Einrichtung in den steinernen Räumen diente nicht nur der Sicherung vor Einbruchdiebstahl, sondern vor allem auch vor dem damals allgegenwärtigen Feuer.

Hier ließ August der Starke seine Juwelen und Geschmeide unterbringen, die er als Zeichen der Macht und des Reichtums des von ihm regierten Sachsen mit großem Eifer und unter Einsatz enormer Mittel sowohl sammelte als auch eigens anfertigen ließ. Tatsächlich haben die Preziosen die knapp 300 Jahre seither überstanden – unbeschadet bis zum Einbruch am Montagmorgen.

Das historische Grüne Gewölbe ging, wie das ganze Dresdner Schloss, in der Bombardierung Dresdens am 14./15. Februar 1945 unter. Erst seit der Wiedervereinigung Deutschlands wird das Schloss abschnittsweise wiederaufgebaut. Das historische Grüne Gewölbe konnte nach seiner originalgetreuen Rekonstruktion 2006 wiedereröffnet werden – „ein Wunderwerk“, wie es damals im Tagesspiegel hieß, „das in der Welt nicht seinesgleichen hat“.

Der größte der neun Räume der Schatzkammer – denen ein Vorraum gleichfalls mit Schaustücken vorgelagert ist – birgt die „Juwelen-Garnituren“. Sie dienten zwar auch zum Repräsentieren bei höfischen Anlässen, waren im Wesentlichen aber zur dauerhaften Bewahrung edler Steine gedacht. Saphire, Diamanten und Rubine wurden in goldene Ketten und Gehänge gefasst.

Um sie zur Geltung zu bringen, wurden dieser und weitere Räume des Gewölbes mit Spiegeln versehen, um den Glanz der Schmuckstücke vielfach zu verstärken.

Eines der wertvollsten Stücke war während des Einbruchs in New York

Dazu zählt auch ein Saphir mit enormen 648 Karat, der als Geschenk des russischen Zaren Peters des Großen nach Dresden kam. Die meisten der „Garnituren“ wurden von den Nachfolgern Augusts des Starken dem Gewölbe hinzugefügt. Anders als es bis zu Augusts Regentschaft in allen Ländern üblich war, sollten die Juwelen nicht als jederzeit verkäuflicher Staatsschatz dienen, sondern auf Dauer in ihrer kunsthandwerklichen Schönheit erhalten blieben.

Ein weiterer Raum birgt die Bernsteinsammlung, darunter den Kabinettschrank als Geschenk des preußischen Königs Friedrichs des Großen an den sächsischen Kurfürsten. Ein besonderes Einzelstück ist der „Obeliscus Augustalis“, ein 229 Zentimeter hoher Obelisk mit 240 Gemmen, Kameen und aus Gold geformten Figuren.

„Grüner Diamant“ war nicht im Gewölbe

Eines der wertvollsten Einzelstücke allerdings befand sich zum Zeitpunkt des Einbruchs nicht im Grünen Gewölbe. Der 41 Karat schwere „Grüne Diamant“, so bezeichnet nach seiner leichten Färbung, ist derzeit als Leihgabe im New Yorker Metropolitan Museum. Ihn erwarb August der Starke im Jahr 1742 für 400.000 Taler, einer Summe, mit der ein ganzes Barockschlösschen hätte gebaut werden können.

Etliche Kunstwerke, die die Dresdner Hofgoldschmiede anfertigten, befinden sich zudem im Neuen Grünen Gewölbe im Stockwerk darüber. Es wurde 2004 in wiederaufgebauten, aber nicht historisch rekonstruierten Räumen eröffnet und zeigt Werke unter anderem aus Elfenbein oder vielfigurige Stücke wie den „Hofstaat des Kaisers Aurangzeb“ jeweils in einzelnen Vitrinen.

In einem Zeitungsinterview des Jahres 2010 erklärte der damalige, inzwischen verstorbene Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, unter dessen Ägide die Schatzkammern wiedereröffnet worden waren, das Grüne Gewölbe sei „gesichert wie Fort Knox, aber die Alarmsysteme sind unsichtbar“. Nicht ganz so unsichtbar war offenbar der Stromkasten, an dem die elektrische Versorgung des Residenzschlosses hing.

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