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Häufung von Sternen in der Großen Magellanschen Wolke - Aufnahme des Hubble Weltraumteleskops.

© imago/UPI Photo

Ein toll illustriertes Jugendbuch erklärt das Weltall: Der Rührteig expandiert

Erst der Urknall, dann die Blaubeeren: Im Sachbuch "Das Weltall" geht es auf eine Zeitreise an den Anfang des Universums.

Das Universum schmeckt süß und saftig, sogar ein bisschen nach Zitrone. Nur die Planeten und Sterne sehen ramponiert aus, wahlweise im- oder explodiert. Wie das unter Einwirkung von Hitze so geht, wenn man sich ein Blaubeerkuchenweltall backt.

Das Rezept dafür ist als lustige Grafik in dem Sachbuch „Das Weltall – oder Das Geheimnis, wie aus nichts etwas wurde“ abgedruckt. Der Rührteig steht für den Raum, die Beeren repräsentieren Planeten und Sterne.

Dicke Wissensbretter werden durchgebohrt

Das Blaubeerkuchenweltall ist Jan Paul Schuttens Bild, um die Ausdehnung des Universums zu verdeutlichen. „Unser Weltall wird immer größer“, erklärt er, „und deswegen werden auch die Räume zwischen den Sternsystemen immer größer“. Galaxien wie die heimische Milchstraße entfernen sich voneinander. Wie bei einem Kuchen im Backofen. Während er aufgeht, wächst der Abstand zwischen den Beeren.

Es sind solche anschaulichen Beispiele, die die komplexe astrophysikalische Materie in „Das Weltall“ zugänglich machen. Und die Illustrationen von Floor Rieder, dessen Zeichnungen und Grafiken der Teilchenbewegung oder des Sonnensystem viel mit den Farben Blau und Orange arbeiten. Sie finden sich in dem schön gestalteten Buch auch als Schmuckelement in der Schrifttype oder als Seitengrundierung wieder.

Die Lesealterangabe „ab zehn Jahren“ ist trotzdem mit Vorsicht zu genießen ist. Trotz des flockigen Erzähltons, den der Niederländer Schutten anschlägt, gilt es auf der zahlen- und faktenreichen Zeitreise zum knapp 14 Milliarden Jahre zurückliegenden Urknall dicke Wissensbretter durchzubohren.

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Das geht schon mit den abstrakten Grundfragen los: Warum ist da etwas und nicht nichts? Verglichen mit der Frage, wieso das Universum entstanden ist, ist die Frage, wie es konkret geschah, deutlich leichter zu beantworten. Als Vehikel, um die faszinierenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse aus mehr als hundert Jahren vorstellbar zu machen, lädt Schutten zu einer Zeitreise in verschiedene Entwicklungsstufen des Universums ein.

Und erklärt bei jedem Stopp des Raumschiffs spannende Details. Lichtgeschwindigkeit, elektromagnetische Kraft, Schwerkraft, Antimaterie, Schwarze Löcher, Rote Riesen, Supernova, Raumzeit, Atome, Elektronen und und und.

Kurz mal innehalten

Immer wenn der Kopf zu platzen droht, weil beispielsweise die Anzahl von 2000 Milliarden Galaxien im Universum genauso gewaltig erscheint, wie die der hundert Milliarden Sterne, aus denen unsere Galaxie besteht, gewährt Schutten eine Atempause und fordert am Kapitelende mit dem Schlagwort „Kurz mal innehalten“ zum Nachdenken und Mehrfachlesen auf.

Cover von "Das Weltall"
Cover von "Das Weltall"

© Gerstenberg

[Jan Paul Schutten (Text)/Floor Rieder (Illustration): Das Weltall. Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer. Gerstenberg 2021, 160 S., 26 €. Ab zehn Jahre.]

Angesichts der Detailfülle erweist sich das schnell als pädagogisch wertvoller Tip. Außerdem liefert die Rubrik Zusatzinfos, wie die, dass es angesichts der Menge von Sternensystemen zwar wahrscheinlich ist, dass es auch auf anderen Planeten intelligentes Leben gibt. Aber aufgrund der zu überwindenden Entfernungen wiederum sehr unwahrscheinlich, in Kontakt mit Außerirdischen zu treten.

Wir kommen noch nicht dahinter

Dass sich längst nicht alle Fragen zur Vergangenheit und Zukunft des Universums beantworten lassen, zumal einige Physiker von einem Multiversum und andere von Paralleluniversen ausgehen, ist für Jan Paul Schutten kein Grund zu Verzagen. Im Gegenteil. Autor und Buch sind bezaubert von der Perfektion der Naturgesetze und schüren die Neugier angehender Nachwuchsforscherinnen auf Fragen der Existenz.

„Unendlichkeit, Multiversen, ein Schöpfer: Vorläufig kommen wir nicht dahinter, woher unser Weltall kommt“, heißt es am Ende. „Die beste Antwort ist, dass wir es einfach noch nicht wissen.“ Mit Betonung auf dem Wörtchen „noch“.

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