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Ein Hauch James Bond: Der „Wirecard“-Skandal soll verfilmt werden

Nico Hofmann will den "Wirecard-Skandal" als Dokudrama verfilmen. Über den Wirtschaftskrimi als ein sehr westdeutsches Genre.

Von Andreas Busche

Der Wirtschaftskrimi ist ein sehr westdeutsches Genre. In den Achtzigern gehörte die Serie „Schwarz Rot Gold“ um den Zollfahnder Zaluskowski, gespielt vom unvergesslichen Uwe Friedrichsen, und seinen Ermittlern im Hamburger Hafen zu den Ankern im ARD-Abendprogramm.

Inzwischen muss Wirtschaftskriminalität auch sexy sein, Cum-Ex-Skandal hin, Diesel-Affäre her. Es braucht einen Schuss weltmännisches Flair, etwas Größenwahn, einen Hauch James Bond – und die New Economy. Wir müssen Jan Marsalek also dankbar sein.

„Der Fall Wirecard liefert nicht nur die Vorlage zu einem einzigartigen Wirtschaftskrimi“, findet der Filmproduzent Nico Hofmann, der ein untrügliches Quoten-Gespür für die wahren Dramen der deutschen Geschichte besitzt. „Es gibt kaum eine Facette unseres wirtschaftlichen Zusammenlebens, das nicht berührt wäre.“

Schulterschluss zwischen Journalismus und Film

Hofmanns Produktionsfirma UFA Fiction in Babelsberg hat angekündigt, den „Wirecard-Skandal“ als Dokudrama für das RTL-Streamingportal TVNow zu verfilmen (als Ausstrahlungstermin wird das erste Quartal 2021 anvisiert), Regie führt Dokufiction-Routinier Raymond Ley („Beate Uhse – eine deutsche Karriere“).

Das Konzept basiert auf einer Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ Georg Meck. Hofmann sieht in dem Schulterschluss zwischen Journalismus und Film ein vielversprechendes Geschäftsmodell, eine sechsteilige Serie soll als Nebenprodukt abspringen.

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Das befeuert natürlich die Spekulationen. Der „Wirecard“-Skandal ist ja auch ein Politkrimi, der Strom der Enthüllungen hat die Verflechtungen von Politik, Wirtschaft und Lobbygruppen erneut zutage gefördert. Jeder wollte sich mit dem coolen Dax-Konzern schmücken.

Angela Merkels zweiter Dokudrama-Auftritt?

Angela Merkel dürfte nach der staatstragenden Performance in der ARD-Produktion „Die Getriebenen“ über die kritischen Tagen der „Flüchtlingskrise“ im Sommer 2015 binnen eines Jahres ihren zweiten Dokudrama-Auftritt bekommen. (Hoffentlich steht ihre Darstellerin Imogen Kogge wieder zur Verfügung.) Und wer wird Olaf Scholz in seinem Fernsehdebüt spielen, nachdem seine glücklose SPD-Karriere bislang noch nicht zum Primetime-Drama gereicht hat?

Und dann gibt es im „Wirecard“-Fall ja noch das Comeback einer anderen dubiosen Polit-Gestalt, Ex-Verteidigungsminister und Möchtegern-Doktor Karl-Theodor zu Guttenberg, Titelheld der Sat1-Soap „Der Minister“ – übrigens auch eine Hofmann-Produktion. Beim Marvel-Franchise würde man von regelrechten Synergieeffekten sprechen. Wir empfehlen für die Rolle Christoph Waltz. Der hat zwar keine Ähnlichkeit mit „KT“, aber schon Erfahrung als Bond-Bösewicht.

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