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Nach 15 Jahren sind Auftritte des ehemaligen DSO-Chefdirigenten Kent Nagano immer noch ein Heimspiel.

© dpa

Ein Abend mit Kent Nagano: Sturm und Drang

Zwischen Kent Nagano und dem Deutschen Symphonie-Orchester besteht blindes Vertrauen. Am Freitag präsentierte der Ehrendirigent Frühwerke von Schubert und Hindemith.

Die Amtszeit Kent Naganos als Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters liegt nun schon 15 Jahre zurück. Er hat seine anspruchsvolle Karriere als Generalmusikdirektor erst der Bayerischen, gegenwärtig der Hamburgischen Staatsoper fortgesetzt. Und doch hat jedes seiner Berliner Gastspiele am Pult des DSO das Flair einer Heimkehr.

Obwohl der Klangkörper sich gewandelt und verjüngt hat, empfangen die Musikerinnen und Musiker den Maestro, den sie zu ihrem Ehrendirigenten ernannt haben, als musikalischen Partner ihres Vertrauens. Das soll auch in der kommenden Spielzeit so sein, wenn das DSO sein 75-jähriges Bestehen feiert.

Jugendwerke stehen auf dem Programm, mit dem Nagano und das Orchester ihr Publikum in die Sommerpause schicken. Franz Schubert war erst 18, als er seine dritte Sinfonie komponierte. Den zweiten Satz, der kein langsamer Satz ist, nimmt Nagano mit entsprechend angezogenem Tempo, während er sich im dritten Zeit lässt für ein tänzerisch schwingendes Trio im Menuett. Ein Ländler-Idyll aus Wien.

Gehämmerte Nuancen des Leisen

Im Alter von 25 Jahren präsentierte sich Beethoven im Burgtheater als Komponist und Interpret seines zweiten Klavierkonzerts. Den Solopart spielt nun in der Philharmonie der junge Koreaner Seong-Jin Cho mit glasklarer Virtuosität und gehämmerten Nuancen des Leisen, so dass die Mozart-Nähe des B-Dur-Werkes leuchtet.

Die pandemiebedingte Zwangspause der vergangenen Monate hat das DSO musizierend in kleinen Formationen überstanden. So ist es in seinen Instrumentengruppen gut aufgestellt. Das zeigt sich auch in einem Jugendstreich von Paul Hindemith. Mit der Kammermusik Nr.1 hat sich der Komponist auf den Donaueschinger Musiktagen 1922 als „Bürgerschreck“ bekannt gemacht.

Im 4. Satz lässt die Trompete ein Zitat des damals populären Tanzmusikers Wilm-Wilm ertönen, die Kritik beschwert sich damals über einen „Foxtrott ordinärster Art“, eine „musikalische Zote“. Hier und heute betont die Aufführung durch ein wunderbares Bläsertrio aus Karoline Zurl (Fagott), Kornelia Brandkamp (Flöte) und Thomas Holzmann (Klarinette), ferner durch Joachim Pliquett an der Trompete, Streichquintett, Tasteninstrumente und Schlagwerk die selbstbewusste Klanglichkeit wie auch das fantastische Handwerk der Partitur. Ein Stück für den sensiblen Analytiker Kent Nagano.

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