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Kent Nagano

© MUTESOUVENIR / KAI BIENERT

DSO-Jubiläumskonzert: Vom feinen Feiern froher Feste

Das Deutsche Symphonie-Orchester feiert 70. Geburtstag, dirigiert von Kent Nagano. Sein Programm hat dabei eher esoterischen als jubelnden Charakter.

Wie es in der Aufregung bei Festlichkeiten nicht verwunderlich ist, hadert zunächst die Technik – hier mit den „Film-Impressionen zu 70 Jahre DSO“. Dann aber zeigt sich ein hübsches Kaleidoskop aus Chefdirigenten, die die Geschicke des Deutschen Symphonie-Orchesters, vormals Radio-Symphonie-Orchester, vormals RIAS-Symphonie-Orchester, zum Erfolg gelenkt haben.

In Schwarz-Weiß dominiert Ferenc Fricsay, der legendäre, geniale Ungar, als erster Chef die bunte filmisch geschüttelte Elite-Versammlung mit Lorin Maazel, Riccardo Chailly, Vladimir Ashkenazy, Kent Nagano, Ingo Metzmacher, Tugan Sokhiev, denen der junge Brite Robin Ticciati folgen wird. Historische Spotlights, klingende Bilder, die von vitaler Vergangenheit sprechen, ohne die existentiellen Krisen zu streifen, die das Orchester mehrmals in seiner Geschichte zu meistern hatte. Hier im Film gilt es heiter vor allem der Kunst, und die war stets von der Art, auch die größten Gastdirigenten anzulocken wie Otto Klemperer, Karl Böhm oder Günter Wand.

Eine Blechbläser-Fanfare eröffnet das Jubiläumskonzert in der rappelvollen Philharmonie, um Grußworten zu weichen, die, geschickt im zeitlichen Rahmen gehalten, das nun „wirtschaftlich abgesicherte“ (Michael Müller) DSO feiern. Monika Grütters nennt es „Hoffnungsträger“, nachdem Orchesterdirektor Alexander Steinbeis Kent Nagano als Ehrendirigenten eingeführt hat.

Vom Wesen her keine Festwiese

Das von Nagano ausgewählte Programm hat eher esoterischen als jubelnden Charakter. Als Hinweis auf die von den Nazis verbannte Musik, die das Orchester früh gepflegt hat, erklingt die Kammersymphonie Nr.1 von Arnold Schönberg. Und sie wird exzellent gespielt, mit Emotion und Klarheit schwelgen 15 Solisten in den Klangfarben ihrer Instrumente, so dass jede Nebenstimme konzertant ausziseliert wird. Eine kleine Besetzung entfaltet die Fülle elementarer Musik. Vier Orchestersolisten, angeführt von Konzertmeister Wei Lu, alle Melodie-Interpreten, alle Virtuosen, unterhalten sich und das Publikum in der Sinfonia concertante für Oboe (Viola Wilmsen), Fagott (Karoline Zurl), Violine und Cello (Mischa Meyer) von Joseph Haydn.

Robert Schumanns Klavierkonzert, eines der schönsten Werke der Gattung, entwickelt bei dem russischen Pianisten Mikhail Pletnev nach fein zurückgenommenem Beginn eine seltsame Tendenz, zur Etüde zu mutieren. Für Maurice Ravel ist sein Parforce-Stück „La Valse“ ein „schicksalhaft-unabwendbarer Wirbel“, und Kent Nagano stürzt sich in die Dämonie der Musik. Typisch erscheint für den Maestro und das Orchester, dass ihr ausgedehntes Festprogramm durchaus apart, aber von seinem Wesen her keine Festwiese ist.

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