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Kanadier mit Wohnsitz in Los Angeles. Donald Sutherland.

© dpa

Donald Sutherland wird 80: Der Kühle

Seinen Durchbruch schaffte er 1970 als Chirurg in Robert Altmans Antikriegssatire „M*A*S*H“. Es folgten Hauptrollen in "Wenn die Gondeln Trauer tragen" und "Casanova". Zuletzt glänzte er als aasig-eisiger Despot Snow in den "Die Tribute von Panem"-Filmen. Jetzt wird Sutherland 80 Jahre alt.

Der Film „Die Körperfresser kommen“ aus dem Jahr 1978 endet mit einem Aufschrei. Es ist ein beinahe lautloser, unmenschlicher Notruf. Donald Sutherland steht im Morgengrauen in einem kleinen Park in San Francisco, hebt seinen rechten Arm und zeigt auf eine Freundin, die auf ihn zuläuft. Und dann stößt er dieses fiepende Geräusch aus, mit dem die Außerirdischen signalisieren, dass sie einen Menschen entdeckt haben. Aliens übernehmen die Herrschaft über die Erde, indem sie alle Menschen durch Duplikate ersetzen. Auch der Wissenschaftler, den Sutherland verkörpert, ist bereits ausgetauscht worden. Er schreit so heftig, dass seine Augen hervorquellen. Und die Kamera fährt auf den weit aufgerissenen Mund zu, der ein Schlund ins Nichts ist.

Mit dieser Mischung aus Kälte und Coolness stieg Sutherland in den siebziger Jahren zu einem der erfolgreichsten Kinohelden auf. 1935 in der kanadischen Provinz New Brunswick geboren, war er während seines Schauspielstudiums an der Royal Academy in London bei einer Theatertournee von einem Filmproduzenten entdeckt worden. Er debütierte im Horrorfilm „Das Schloss der lebenden Toten“ und trat bald darauf im B-Movie „Die Todeskarten des Dr. Schreck“ auf. „Ich wurde damals immer als artistischer Amokläufer besetzt. Aber wenigstens war ich artistisch“, erzählte er später. Den Durchbruch schaffte er 1970 als Chirurg in Robert Altmans Antikriegssatire „M*A*S*H“. Der Film spielt im Koreakrieg, meint aber den Vietnamkrieg, gegen den Sutherland auch mit dem Agitpropfilm „F.T.A.“ (Fuck The Army) zu Felde zog, den er mit Jane Fonda inszenierte.

Der markante Nebendarsteller

In Hollywood herrschte ebenfalls Krieg, die Abwehrschlacht des alten Studiosystems gegen die Revoluzzer des New Hollywood. Regisseure wie Alan Arkin, Alan J. Pakula, John Schlesinger oder Philip Kaufman schienen auf einen Darsteller wie den spillerigen und stets etwas undurchschaubar wirkenden Sutherland nur gewartet zu haben. In „Klute“ spielte er einen Privatdetektiv, der in eine Verschwörung gerät, in „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ einen Restaurator, der in Venedig dem Tod in Gestalt eines Zwergs begegnet, und in „Die Nadel“ einen NS-Spion, der mit dem Stilett mordet. Ein Sympathieträger war Sutherland selten, und wenn ihm, wie in Federico Fellinis überkandidelter „Casanova“-Verfilmung, doch einmal die Herzen zufliegen, dann ist er unter all den Schichten von Schminke und der Allonge-Perücke kaum zu erkennen. „Ich brauche ihn“, hat Fellini gesagt. „Er ist eine spermagefüllte Wachsfigur mit den Augen eines Masturbators.“

Mit einer Filmografie, die fast 180 Titel umfasst, gehört Sutherland bis heute zu den gefragtesten Hollywood-Darstellern . Allerdings tritt er seit den achtziger Jahren vor allem in markanten Nebenrollen auf, etwa in Oliver Stones Attentats-Epos „JFK“, der John-Grisham-Adaption „Die Jury“ oder der Weltraumkomödie „Space Cowboys“. Zuletzt verkörperte er in den Filmen der dystopischen „Die Tribute von Panem“-Reihe den aasig-eisigen Despoten Snow. In einem Interview hat er die „politische Qualität“ des Stoffes gelobt, „mit der man junge Menschen mitreißen, vielleicht sogar politisieren kann“. Das Reich Panem, das mit Brot und Spielen beherrscht wird, steht für die Vereinigten Staaten. Donald Sutherland, dessen Sohn Kiefer Sutherland inzwischen auch ein Hollywood-Star geworden ist, wird heute 80 Jahre alt.

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