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Der Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle mit Ade Darmawan (l.) und Farid Rakun von Ruangrupa.

©  dpa/Uwe Zucchi

Documenta 15: Zehn Kuratoren für Kassel

Statt Einzelkämpfer ein Kollektiv: Die indonesische Künstlergruppe Ruangrupa wird die 15. Documenta kuratieren.

„Weißt du schon etwas?“ Diese Frage raunte man sich am Freitag in Kassels Documenta-Halle am häufigsten zu. Dann lüftete Sabine Schormann, neue Generaldirektorin der Weltkunstschau, das Geheimnis endlich: Die Documenta 15 im Jahr 2022 wird von der indonesischen Künstlergruppe Ruangrupa kuratiert, einem Kollektiv mit Sitz in Jakarta, an dem neben Künstlern Journalisten, Architekten und Sozialwissenschaftler beteiligt sind und das 2000 gegründet wurde. Ruangrupa setzt auf Gemeinschaft, Freundschaft, Partizipation, Begegnung und war an den Biennalen in Gwanju, Istanbul oder Sao Paulo beteiligt. Für die Documenta 15 soll ein Kernteam von zehn Leuten „eine global ausgerichtete, kooperative, interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform“ schaffen. Der Austausch mit Gruppen der städtischen Gemeinschaft steht im Vordergrund. „Für Kassel, mit Kassel, in Kassel“: Farid Rakun und Ade Darmawan, die als Gesandte der non-hierarchisch organisierten Gruppe gekommen sind, nennen den Namen der Stadt oft und deutlich, mit Lächeln im Gesicht.

"Wir versuchen, die Documenta zu einem Teil unserer Welt zu machen

Die Documenta sei ein künstlerisches Großereignis, habe ihre Welt bisher aber kaum beeinflusst, sagt Ade Darmawan. Kein Künstler aus Indonesien habe je an ihr teilgenommen. „Nun versuchen wir, sie zu einem Teil unserer Welt zu machen.“ Die achtköpfige Findungskommission überzeugte, dass Ruangrupa die „vielfältige Zielgruppen ansprechen können, auch übers reine Kunstpublikum hinaus“, sagte Philippe Pirotte, Rektor der Frankfurter Städelschule, bei der Verkündung. Er gehört neben Gabi Ngcobo, Chefin der letzten Berlin-Biennale, oder Kuratorin Elvira Dyangani Ose zur Kommission.

Der Kurator der vorangegangenen Schau, Adam Szymczyk hatte die Documenta zugleich in Kassel und Athen angesiedelt, damit ein Defizit von 7,6 Millionen Euro erwirtschaftet und auch sonst harte Kritik einstecken müssen. Die auf Krisen und Missstände fokussierte Schau wurde als belehrend und wenig zugänglich empfunden. Der Kurator selbst gab sich wortkarg. Mit der Wahl der neuen künstlerischen Leiter scheint man stärker auf Gemeinschaft, Leichtigkeit, integrative Kraft zu hoffen. Mal sehen, wie die „lokale Community“ in Kassel auf die Kontaktversuche der Gruppe reagiert. Die kündigt an, dort bis 2022 viel Zeit verbringen zu wollen, um sich mit den lokalen Institutionen und vor allem den Menschen vertraut zu machen. Die finanzielle Ausstattung ist für die neue Ausgabe deutlich besser. Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, Aufsichtsratsvorsitzender der Documenta, spricht von einer „sehr auskömmlichen Finanzierung“. Das Budget, hört man, soll nahezu verdoppelt worden sein.

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