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Beste Freunde: Ralph und Vanellope

© Disney

Disneys „Chaos im Netz“ im Kino: Verlockungen des Virtuellen

Rasant: Die Fortsetzung des Disney-Animationsfilm „Ralph reichts“ ist eine amüsante Versuchsanordnung über die diversen Ebenen der Virtualität.

Von Jörg Wunder

Eigentlich wollte der gutmütig-einfältige Videospielheld und Grobmotoriker Ralph nur etwas Abwechslung in das Berufsleben seiner besten Freundin, der kessen Rennfahrergöre Vanellope, bringen. Doch die eigens von ihm verlegte Bonusstrecke im bonbonbunten Racer-Game „Sugar Rush“ überfordert die menschliche Nutzerin vor der antiquarischen Konsole: Beim hektischen Gegensteuern des Lenkrads schrottet sie den Spielautomaten. Ersatz gäbe es bei Ebay, der ist dem Spielhallenbetreiber aber zu teuer. „Sugar Rush“ droht die Abschaltung, den Fahrerinnen die Obdachlosigkeit. Also verlassen Ralph und Vanellope die Vertrautheit ihrer Arkade und brechen via frisch installiertem Router in die merkwürdige Welt dieses Internets auf.

„Chaos im Netz“, die Fortsetzung des liebenswerten Disney-Animationsfilms „Ralph reichts“ von 2012, ist eine so intelligente wie amüsante Versuchsanordnung über die diversen Ebenen der Virtualität. Zwar ist die Visualisierung des Internets als futuristischer Metropole mit Datenautobahnen, gewaltigen Türmen der Internetriesen, nervigen Werbeavataren und den Abgründen des Darknets, in dem lichtscheue Gestalten Spam und Viren produzieren, etwas zu naheliegend, zumal in Disney-Filmen von „Zootopia“ bis „A World Beyond“ zuletzt kein Mangel an utopischen Städten herrschte. Andererseits ist der Versuch, die Komplexität des World Wide Web auf das Vokabular eines Animationsfilms herunterzubrechen, aller Ehren wert.

112 Minuten konstant hohes Tempo

Wie schon der Vorgänger explodiert „Chaos im Netz“ (im Original sinniger: „Ralph Breaks the Internet“) vor popkulturellen Verweisen, wobei sich Disney nicht zu schade ist, die eigene Filmhistorie auf die Schippe zu nehmen. Hinreißend die Szene, in der Vanellope auf die versammelten Disney-Prinzessinnen von Schneewittchen und Cinderella über Arielle und Pocahontas bis zu den jüngsten Zugängen Vaiana und – als schrullige Pixar-Außenseiterin – Merida trifft. Beim schlagfertigen „Girl Talk“ werden in Jahrzehnten ausdefinierte geschlechterspezifische Rollenklischees genüsslich durch den Kakao gezogen.

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Das Regie- und Drehbuchteam mit Rich Moore, Phil Johnston und Pamela Ribon hält das Tempo über 112 Minuten konsequent hoch. Doch bei aller Action und Nerdig- und Niedlichkeit bleibt der emotionale Kern der Geschichte, der den unverbrüchlichen Wert von Freundschaft über die Verlockungen des Virtuellen stellt, stets erkennbar.

In 20 Berliner Kinos.

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