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Die Schauspielerin Maryam Zaree, bekannt aus der Serie "4 Blocks".

© Doris Spiekermann-Klaas

Diskussion an der Schaubühne: Frauen im Film brauchen neue Strukturen

Alle sind gefordert: Ein Schaubühnen-Streitraum mit Doris Dörrie, Maryam Zaree, Angelina Maccarone und Verena Lueken zu Frauen und Film.

Leute, abonniert Streamingdienste! Wer will, dass sich was ändert für Frauen in der Filmindustrie, bei den Strukturen hinter der Kamera wie den Heldinnen und Helden davor, der sollte sich bei Netflix, Amazon & Co. anmelden. Dort spielt die Zukunft des Films, dort sitzt gerade das Geld. Aber schon wieder geben Männer den Ausschlag, die jüngeren zumal: Sie stellen den größeren Teil der Abonnenten. Eine Kundschaft, die bedient sein will, mit Stoffen, Helden, Serien. Erzählt Doris Dörrie beim „Streitraum“-Panel über Frauen und Film in der Berliner Schaubühne.

Wenn es denn stimmt, dass Machtverhältnisse sich am ehesten nach der Devise „Follow the Money“ durchschauen und verändern lassen, dann stellt sich die Frage nach den erschreckend unterrepräsentierten Frauen in der hiesigen Filmindustrie jetzt besonders dringlich bei den Serienproduktionen. Drei Regisseure für „Babylon Berlin“, ein männlicher Held, ein Riesenerfolg – wo bleiben die diverser erzählten und produzierten Stories? Warum sind „Orange is the New Black“ und „Transparent“ die berühmten Ausnahmen von der Regel geblieben?

Auf dem von Carolin Emcke moderierten Podium diskutiert Dörrie mit der Schauspielerin Maryam Zaree, der Filmemacherin und Regie-Dozentin Angelina Maccarone sowie der „FAZ“-Redakteurin und Schriftstellerin Verena Lueken über die Frage, was aus der MeToo-Debatte folgt. Immer noch werden Dreiviertel aller Kinofilme von Männern realisiert; der Männeranteil bei der TV-Primetime-Regie beträgt 89 Prozent, ebenso bei den hochbudgetierten Kinoproduktionen. Und das, obwohl die Mehrzahl der Studierenden an den Hochschulen weiblich ist.

Backlash nach MeToo?

Heiter wird es an diesem Sonntagmittag beim Blick auf die Vergangenheit. Zum Beispiel auf Regisseure, die in bodenlangen „Spiel mir das Lied vom Tod“-Ledermänteln am Set lieber Krieg als Regie führen. Bei ihrem Debütfilm „Kommt Mausi raus?!“ von 1995 wurde Maccarone noch ein Regiekollege zur Seite gestellt, ihren Credit musste sie sich juristisch erstreiten. Sie wünscht sich, dass Arthouse und Blockbuster klüger ausbalanciert werden. Kann ja nicht sein, dass die Jungs die großen Dinger drehen und die Frauen halt Kunst machen.

Was tun? „4 Blocks“-Star Maryam Zaree findet deutliche Worte darüber, wie schlimm sie das System findet, in dem sie arbeitet, zu schweigen vom Frauenbild in „4 Blocks“. Sie will nicht nur mehr Teilhabe, sondern verlangt auch von sich selbst die Schaffung neuer Strukturen, etwa bei ihrem Dokumentarfilmdebüt „Born in Evin“. Doris Dörrie hat seit etwa 10 Jahren ihre großen Teams drastisch reduziert, arbeitet mit flachen Hierarchien. Das geht aber nur bei Arthouse und birgt die Gefahr der Selbstmarginalisierung, fügt sie hinzu. Maccarone verweist auf die kürzlich im „Frankfurter Papier“ festgehaltenen Ideen, etwa der anonymisierten Einreichung von Förderanträgen. Und Verena Lueken freut sich über Frauen in Serien wie auf der Leinwand, die nicht über ihr Geschlecht definiert sind, sondern über ihre Tätigkeit. Einen Backlash nach der MeToo-Aufregung fürchtet sie nicht, während Zaree vor dem Rechtsruck warnt: Wir seien alle gefordert. MeToo, mal anders: Tut gut, so viel Appell in eigener Sache.

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