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Maestro der feinen Nuancen: Der britische Dirigent Michael Francis.

© M. Borggreve

Dirigent Michael Francis zu Gast beim RSB: Kleine Scherze unter Freunden

Musizieren in gegenseitiger Freundschaft: Michael Francis teilt sich den verdienten Applaus mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin.

Eine angenehme Atmosphäre von Achtsamkeit und Respekt herrscht am Freitag im Konzerthaus. Die Selbstverständlichkeit, mit der Michael Francis nach jedem Stück den Applaus mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin teilt, mit der er die Leistungen der Solisten und der Stimmgruppen würdigt, und die Art, wie sich die Musiker:innen ihrerseits bei dem Dirigenten bedanken, indem sie mit den Bögen auf die Notenpulte klopfen, all das zeigt, dass hier in gegenseitiger Freundschaft musiziert wird.

Und man kann es natürlich auch hören. Maurice Ravels impressionistische Märchensuite „Me mère l’oye“ klingt vom ersten Takt an elegant und geschmeidig, delikat mischen sich die Instrumentalfarben, wunderbar scheinen die Holzbläsersoli (Englischhorn!) aus dem Musikfluss auf. Die exotische Episode von der Kaiserin der Pagoden wird von klarem Licht geflutet, über dem Feengarten dagegen schweben feine, silbrige Nebelschleier.

Stark beeinflusst von der französischen Musik um 1900 war der Pole Karol Szymanowski, seine „Lieder einer Märchenprinzessin“ allerdings entbehren des akustischen Parfums von Ravel oder auch Debussy. Bei der Aufführung im Konzerthaus ist aber sowieso die Sängerin die Hauptattraktion, Iwona Sobotka mit ihrem strahlend-raumgreifenden Sopran. Den Fantasien der Textdichterin – die Schwester des Komponisten war 17 Jahre jung – verleiht sie sehnsuchtsvolle Sinnlichkeit durch glöckchengleiche Koloraturen und eine fantastische Technik, die es ihr erlaubt, hohe Töne im hauchzarten Pianissimo anzusetzen und dann prachtvoll aufblühen zu lassen.

Wie persönlich Programm-Musik klingen kann, hat Edward Elgar 1898 in seinen „Enigma“-Variationen vorgeführt: Indem er in Tönen 13 Menschen porträtierte, die ihm nahestanden. Weniger düster und tragisch als gewohnt interpretiert Michael Francis das Thema, aus dem sich das 30-minütige Orchesterstück entwickelt. Bei ihm atmet es nur leichte Melancholie, die sich dann gleich in der ersten, der Ehefrau des Komponisten gewidmeten Variation ins Leidenschaftliche wendet. Britischer Humor blitzt im Folgenden dann immer wieder auf, wenn Michael Francis und das reaktionsschnelle RSB die akustischen Charakterbilder nachzeichnen, gerne auch als liebevolle Karikaturen.

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